Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich verbessert. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

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Ältere Arbeitssuchende wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren war das Ziel der Aktion 20.000 und des Beschäftigungsbonus – der beiden Programme, die von der rot-schwarzen Regierung im vergangenen Jahr geschaffen wurden. Nun hat die türkis-blaue Regierung diese Maßnahmen vorzeitig beendet. 2017 hat sich die Lage am Arbeitsmarkt generell verbessert. Auch bei den über 50-Jährigen, die seit mehr als einem Jahr ohne Beschäftigung sind, sind die Arbeitslosenzahlen im Dezember im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) Johannes Kopf gibt aus dem Anlass Auskunft über AMS-Qualifizierungsmaßnahmen, Beschäftigungsförderungen für ältere Arbeitssuchende und Anreize für Betriebe, ältere Menschen zu beschäftigen. Judith Handlbauer hat die Fragen aus den STANDARD-Foren ausgewählt.

Judith Handlbauer: AMS-Kurse haben ein eher schlechtes Image in der STANDARD-Community. Vielfach wird kritisiert, dass die Kurse nur dazu dienen, um die Arbeitslosenstatistik zu schönen. Wie schauen die geplanten Qualifizierungsmaßnahmen aus? Für wen sind diese Maßnahmen vor allem gedacht, und was erwartet man sich konkret davon?

Johannes Kopf: Rund die Hälfte der arbeitslosen Menschen hat keine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung. Gleichzeitig gibt es immer weniger Arbeitsplätze für gering qualifizierte Personen. Dass mit einer höheren und arbeitsmarktnahen Qualifikation auch die Chancen auf einen Arbeitsplatz stark ansteigen, zeigen folgende Zahlen sehr eindrucksvoll: Während die Arbeitslosenquote von Personen mit Pflichtschulausbildung aktuell bei 23,6 Prozent liegt, sinkt sie bei Personen mit Lehrausbildung bereits auf 6,9 Prozent, bei Personen mit akademischer Ausbildung sogar auf 3,5 Prozent. Das AMS hat bereits in den vergangenen Jahren die Zahl der fachlichen Qualifizierungen stark erhöht. Weitere Fachausbildungen mit dem Ziel, einen Lehrabschluss nachzuholen, wären gerade in Hinblick auf die vielen offenen qualifizierten Stellen, die derzeit nicht besetzt werden können, sinnvoll.

Handlbauer: Was kann das AMS einer arbeitslosen 58-jährigen Sekretärin tatsächlich anbieten? Welche Fortbildung kann ihr helfen, um auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen? Wäre in diesem Härtefall der Beschäftigungsbonus nicht genau die geeignete Maßnahme gewesen?

Kopf: Anträge auf Beschäftigungsbonus können noch bis Ende Jänner von Unternehmen gestellt werden. Der User kann den Antrag zum Beschäftigungsbonus für die Bewerberin – vorausgesetzt, der Betrieb erfüllt alle Voraussetzungen dafür – also die nächsten Wochen noch stellen. Das AMS bietet älteren Jobsuchenden unabhängig von der Aktion 20.000 bereits seit Jahren eine breite Palette an verschiedenen Beschäftigungsförderungen an. So haben bis zu 30.000 Personen im Alter von über 50 im Vorjahr zum Beispiel über die Eingliederungsbeihilfe oder unseren Kombilohn wieder eine Beschäftigung gefunden.

Handlbauer: Welche Anreize können Betrieben gemacht werden, um ältere Arbeitslose einzustellen? Gibt es Systeme anderer Länder, die Sie sich für Österreich vorstellen oder gar wünschen würden? Was halten Sie von den Vorschlägen der beiden Poster?

Kopf: Um Betrieben einen Anreiz zur Beschäftigung älterer Menschen zu geben, wurde die Eingliederungsbeihilfe 50+ ins Leben gerufen. Damit fördert das AMS die Beschäftigung von Personen, die älter als 50 und bereits sechs Monate beim AMS arbeitslos gemeldet sind. Unternehmen bekommen dabei bis zu 50 Prozent der Bemessungsgrundlage (=Bruttogehalt plus 50 Prozent Nebenkosten) für einen bestimmten Zeitraum als Förderung ausbezahlt. Österreichweit haben im Vorjahr rund 16.000 Personen von der Förderung profitiert. (4.1.2018)