"Lady Bird" unter der Regie von Greta Gerwig (Mitte) wurde als beste Komödie ausgezeichnet, Saoirse Ronan (re.) als beste Schauspielerin in einer Komödie, im Bild links Laurie Metcalf.

Foto: APA/AFP/FREDERIC J. BROWN

Bild nicht mehr verfügbar.

Moderator Seth Meyers begrüßte die "Ladies und verbleibenden Gentlemen".

Foto: Reuters/Handout

Entertainerin Oprah Winfrey wurde für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Foto: APA/AFP/FREDERIC J. BROWN

Bild nicht mehr verfügbar.

Emma Watson war eine jener Schauspielerinnen, die mit einer Frauenaktivistin zur Gala kam – Marai Larasi setzt sich gegen Gewalt gegen ethnische Minderheiten und Flüchtlinge ein.

Foto: Jordan Strauss/Invision/AP

Bild nicht mehr verfügbar.

Martin McDonagh, Sam Rockwell, Frances McDormand, Graham Broadbent and Peter Czernin freuen sich über mehrere Auszeichnungen für das beste Filmdrama "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri".

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/KEVIN WINTE

Bild nicht mehr verfügbar.

James Franco, bester Darsteller in einer Komödie, brachte seinen Bruder Dave mit zur Verleihung.

Foto: REUTERS/Lucy Nicholson

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Preis für die beste Regie ging an Guillermo del Toro für "Shape of Water – Das Flüstern des Wassers".

Foto: REUTERS/Lucy Nicholson

Bild nicht mehr verfügbar.

Regisseur Fatih Akin – im Bild mit Hauptdarstellerin Diane Kruger – gewann den Golden Globe fpr den besten nicht-englischsprachigen Film "Aus dem Nichts".

Foto: REUTERS/Lucy Nicholson

Alle in schwarz: Die Darstellerin der vierfach ausgezeichneten Miniserie "Big Little Lies": Laura Dern, Nicole Kidman, Zoe Kravitz, Reese Witherspoon und Shailene Woodley (v. li.).

Foto: APA/AFP/FREDERIC J. BROWN

Wien – "Good evening ladies and remaining gentlemen. It's 2018. Marijuana is finally allowed, and sexual harassment finally isn't." Am beherrschenden Thema Hollywoods dieser Tage führte natürlich auch Sonntagabend bei der Verleihung der Golden Globes kein Weg vorbei. Im Gegenteil. Bereits am Beginn seiner über zehn Minuten langen Eröffnungsrede kam Comedian und Late Night-Host Seth Meyers als Gastgeber der Zeremonie auf den Punkt. Die 75. Ausgabe der Globe-Preisverleihung stand von der ersten Sekunde an im Zeichen von #MeToo.

"Zu lange wurden Frauen nicht gehört, oder ihnen wurde nicht geglaubt": Oprah Winfrey hielt bei den Golden Globes eine kämpferische Rede.
NBC

Im Auditorium des Beverly Hilton trug man fast gänzlich Schwarz – als Zeichen gegen sexuellen Missbrauch und für die Gleichberechtigung von Frauen und Minderheiten. Und man scheute nicht davor zurück, Namen zu nennen: Neben dem #MeToo-Gottseibeiuns Harvey Weinstein sorgten Kevin Spacey und Woody Allen dafür, dass Meyers eine Pointe nach der anderen landen konnte.

"When I first heard about a film where a woman falls in love with a hideous monster, I thought it was a Woody Allen movie", fiel dem souverän bissigen Gastgeber etwa zum mehrfach nominierten Fantasydrama The Shape of Water ein, das sich am Ende mit dem Preis für die beste Regie von Guillermo del Toro und die beste Filmmusik von Alexandre Desplat zufriedengeben musste.

Harter Kampf

Wer die von Hollywoods Auslandspresse – das heißt von rund hundert internationalen Journalisten – verliehene Trophäe, die in den Sparten Film und Fernsehen bzw. in den Kategorien Drama und Komödie/Musical vergeben wird, als Barometer für die nahende Oscarverleihung betrachtet, könnte auch heuer richtig liegen: Als großer Sieger erwies sich nämlich Martin McDonaghs Tragikomödie Three Billboards Outside Ebbing, Missouri mit vier Auszeichnungen, darunter für das beste Drehbuch (McDonagh) und für Frances McDormand als beste Hauptdarstellerin. Ihr unbeugsamer Kampf als Mutter gegen eine lokale Polizeibehörde, die den Mord an ihrer Tochter nicht aufklären kann, aber die Minderheiten im Ort drangsaliert, dürfte auch den Geschmack der Academy treffen.

Die im Vergleich zu den ehrwürdig daherkommenden Oscars stets an ein geselliges Beisammensein erinnernde Globe-Verleihung hatte jedenfalls nach 2017 bereits zum zweiten Mal eine gesellschaftspolitische Agenda, die größere Aufmerksamkeit auf sich zog als alle ausgezeichneten Filme und TV-Serien zusammen.

Grüße ans Weiße Haus

Das schadete, wie man sehen und vor allem hören konnte, jedenfalls einer Veranstaltung nicht, die dadurch in erster Linie als Stimmungsbarometer höhere Aufmerksamkeit generiert. Vergangenes Jahr hatte Meryl Streep mit ihrer Wutrede gegen Donald Trump für Aufsehen gesorgt, diesmal musste sich der US-Präsident mit weniger Seitenhieben begnügen: Hollywood, Foreign und Press – schon diese drei Wörter sollten eigentlich genügen, um Trump in Rage zu versetzen, richtete heuer Meyers die Grußbotschaft ans Weiße Haus.

Oprah Winfrey, die für ihr Lebenswerk den Cecil-B.-DeMille-Preis erhielt – "what a tremendous honor for DeMille", so Meyers -, sah gar ein neues Zeitalter am Horizont anbrechen. In ihrer Dankesrede erinnerte die 63-jährige Entertainerin – als erste Afroamerikanerin mit diesem Preis ausgezeichnet – daran, als kleines Mädchen Sidney Poitier ("the most elegant man I had ever seen") für dessen Rolle als Wegbereiter für schwarze Schauspieler bewundert zu haben. Es war eine mit entsprechendem und erwartbarem Pathos vorgetragene Rede, mit Standing Ovations an der "richtigen" Stelle bedacht. Die brutale Macht der Männer in der Unterhaltungsindustrie sei zu Ende, so Winfrey: "Their time is up!"

Bild nicht mehr verfügbar.

Als einzige Regisseurin eines nominierten Films durfte Greta Gerwig die Trophäe für "Lady Bird" hoffentlich mit heim nehmen – empfangen aus der Hand ihres Produzenten.
Foto: AP/Paul Drinkwater

Dass sich aller Verlautbarungen zum Trotz unter den nominierten Produktionen mit Greta Gerwigs Regiedebüt Lady Bird nur ein einziger Film aus der Hand einer Regisseurin fand, spricht jedoch eine andere Sprache. Nämlich jene, dass die Debatte noch lange nicht dort angekommen ist, wo sie geführt werden sollte.

Hundert Jahre sind mittlerweile durchs La La Land gezogen, seitdem sich die Schauspielerin Mary Pickford als Produzentin die völlige Gestaltungsfreiheit ihrer Filme sicherte. Geändert hat sich in dieser Hinsicht bis heute erstaunlich wenig. Soll heißen: Es wäre Zeit, den Brandreden und Beteuerungen für ein Millionenpublikum auch Taten folgen zu lassen. Dort wo niemand hinschaut. (Michael Pekler, 8.1.2018)