Melbourne/Wien – Rund ein Fünftel der Weltbevölkerung leidet unter Verdauungsproblemen, insbesondere in der westlichen Welt ist die Tendenz stark steigend. Doch das Wissen um die individuellen Unverträglichkeiten ist oft enden wollend. Einschlägige Untersuchungen sind oft mit Unsicherheiten behaftet. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man erstaunlich wenig darüber weiß, wie die Wechselwirkung zwischen Nahrung und Mikroben die Zusammensetzung des Speisebreis in unseren Eingeweiden beeinflusst.

Licht ins Dunkel des Darms

Doch nun könnte ein innovatives Messgerät Licht ins Dunkel unserer Gedärme bringen: Australische Forscher um Kourosh Kalantar-Zadeh (RMIT University in Melbourne) haben eine verschluckbare Kapsel von der Größe einer Vitaminpille entwickelt, die während ihres Durchgangs durch Magen und Darm die Konzentration der Umgebungsgase – konkret: Sauerstoff, Wasserstoff und Kohlendioxid – misst und die Daten alle fünf Minuten an einen Empfänger schickt.

Diese verschluckbare, 2,5 Zentimeter kleine Kapsel funkt "Wetterdaten" aus dem Gedärm.
Foto: RMIT University / Peter Clarke

Für eine Pilotstudie im Fachblatt "Nature Electronics" experimentierten sechs Freiwillige mit der Kapsel – und mit Diäten, die unterschiedlich hohe Ballaststoffanteile aufwiesen. Die Messkapsel zeigte nicht nur die sich ändernden Fermentationsgrade im Darm und die Geschwindigkeit des Nahrungstransfers durch den Körper an.

Schematische Darstellung der Funktionsweise des Darmgassensors.
Foto: K. Kalantar-Zadeh et al/Nature Electronics 2018

Zwei neue Erkenntnisse

Sie lieferte auch zwei neue Erkenntnisse: Die Forscher konnten zeigen, dass der Magen oxidierende Chemikalien abgibt, um Fremdkörper im Darm zu bekämpfen. Und allem Anschein nach gibt es im Darm Sauerstoff – beides war bisher unbekannt.

Noch befindet sich das alles in einer frühen Phase der Entwicklung. Die Forscher sind optimistisch, mit Phase II der klinischen Tests beginnen zu können. Und sie hoffen, dass die Messergebnisse der Kapsel helfen könnten, Verdauungsprobleme zu bestimmen und gesündere Nahrungsmittel für den Darm zu entwickeln. (tasch, 8.1.2018)