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Pro
von Guido Gluschitsch

Ich habe einmal eine wohl nicht ganz seriöse Studie gelesen, der zufolge der Lieblingspassagier einer Stewardess rund 30 Jahre alt ist und auf Urlaub fliegt.

Erinnerlich ist mir das deshalb geblieben, weil der Typ das ziemlich genaue Gegenteil von mir ist, einem grantigen Mittvierziger, der fast jede Woche geschäftlich zweimal im Flieger sitzt. Ersterer ist wohl so beliebt, weil er nie zum Klingelknopf greifen würde. Ich hingegen zögere keine Sekunde und: "Ping!"

Etwa wenn meine Kotztüte redlich gefüllt und mir mindestens ein Bein eingeschlafen ist. Oder wenn ich sehe, wie sich gerade ein Flügel, ohne Erlaubnis, vom Flugzeug zu verabschieden versucht. Oder wenn mein Sitznachbar mit einer ungebührlichen Vehemenz probiert, eine Katze im Gepäckfach unterzubringen, sich aber weder vom Gemauze noch von meinen Worten überzeugen lassen will, dass die Fellwurst da nicht hingehört.

Und wenn das Telefon eines anderen Fluggastes schon schmilzt, der aber röchelnd schläft, dann drück ich sofort auf den Knopf überm Kopf. Gut nur, dass mir nie dergleichen passiert ist.

Kontra
von Karin Bauer

Neulich wieder in der Economy – ein Flieger voller Comandantes, und zwar Verdurstende, Verhungernde, an Leib und Leben Bedrohte. Hallo, hey, wo bleibt das Essen?

Noch ein Drink, das Bier ist aus, mehr Salz, noch eine Semmel (die sind eh viel zu klein), es ist zu heiß, zu kalt, die Mutter von den zwei Bangerten soll dafür sorgen, dass die endlich leise sind. Die Kopfhörer funktionieren nicht, die Filme sind schlecht. Der Rotwein ist aus – Frechheit! Was soll das, das Klo ist dauernd besetzt.

Gegen das, was Kabinenpersonal so täglich selbstverständlich erlebt, sind die Machowitze über "Getränkeschubsen" noch eine Aufwertung. Aber eh – wenn man selber den ganzen Tag herumkommandiert wird, dann will man natürlich auskosten, dass man selber "in charge" ist und nach der Bedienung klingelt. Man hat ja auch dafür gezahlt – und die sollen was hackeln, dafür sind sie ja da.

Schrecklich. Eine Realtragödie auf den billigen Sitzen. Dort sitze ich auch immer, wenn ich fliege und beobachte – und nie, nie, nie möchte ich klingeln. (RONDO, 15.1.2018)