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Die Stirn fühlt sich heiß an, der Körper schwitzt. Manche Menschen fühlen sich so schwach, dass nicht einmal lesen oder fernsehen möglich ist. Ist das schon Fieber? Oder nur erhöhte Temperatur? "Ab wann jemand Fieber hat, hängt auch von der individuellen Kerntemperatur des Körpers ab", erklärt Birgit Mayr, Ganzheitsmedizinerin in Wien. "Es gibt eine Toleranzgrenze von rund 0,5 Grad Celsius." Generell gilt: Ab 37,5 Grad Celsius Körpertemperatur wird von erhöhter Temperatur gesprochen, ab 38,0 Grad ist es Fieber.

Wer Fieber hat, muss in der Regel zumindest für mehrere Tage das Bett hüten. Die Verführung, das Fieber durch Medikamente zu senken, ist groß. Dabei tun Menschen, die ansonsten eine normale Grundgesundheit aufweisen, gut daran, die Sache auszusitzen. Denn Fieber ist in den meisten Fällen die unterstützende Reaktion des Körpers auf schädliche Krankheitserreger.

Genauer gesagt: Fieber ist keine Krankheit, sondern ein Symptom für einen komplexen immunologischen Vorgang. "Der Körper erzeugt dabei ein Milieu, das für ihn bestmögliche Abwehrbedingungen gegen Erreger wie Viren, Bakterien und Parasiten schafft", erklärt Mayr.

Durch Fieber hilft sich der Körper selbst

Wenn wir fiebern, will uns der Körper sagen: "Hier stimmt etwas nicht." Er schraubt die Temperatur hinauf, um die Erreger damit zu schwächen. "Der Temperatursollwert, der im Zwischenhirn gesteuert wird, passt sich nach oben an", sagt Kathryn Hoffmann, Leiterin der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin des Zentrums für Public Health an der Med-Uni Wien.

Ab einer erhöhten Körpertemperatur von rund 38 Grad Celsius fühlen sich die Eindringlinge weniger wohl. Um sie zu vernichten, läuft das körpereigene Abwehrsystem auf Hochtouren. Weil die Muskeln die Temperaturerhöhung unterstützen, haben Betroffene häufig auch Schüttelfrost.

Fieber ist zumeist eine Begleiterscheinung

Zu bedenken ist dabei: Fieber ist meistens nur eine Begleiterscheinung anderer, zum Großteil infektiöser Krankheiten. "Fieber unterstützt den Körper, aber um die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln, muss der Auslöser gefunden werden", sagt Hoffmann.

Dabei könne es sich zum Beispiel um virale oder bakterielle Infekte oder aber um einen Parasitenbefall handeln. Auch Partydrogen wie Ecstasy oder ein Sonnenstich können Fieber auslösen. Weitere Ursachen können eine gesteigerte Immunreaktion nach Knochenbrüchen oder einer Operation sein.

Am häufigsten ist Fieber aber lediglich das Symptom eines relativ harmlosen viralen Infekts, vor allem im Winter. Deshalb sollte man sich und seinen Körper selbst gut beobachten, sobald die Temperatur ansteigt. "Kommen Anzeichen wie ein kratziger Hals, eine laufende Nase und Husten dazu, kann man davon ausgehen, dass es sich um eine Virusinfektion handelt", so Hoffmann. In diesem Fall sei es am besten, den Körper zu schonen.

Schongang einlegen

"Den Fuß vom Gaspedal nehmen", empfiehlt auch Allgemeinärztin Mayr. "Das Wichtigste ist, auf seinen Körper zu hören – der sagt einem ganz genau, was das Beste ist." Eine große Rolle bei der Genesung spiele die gleichbleibende Wärme. Das bedeute nicht zwingend Bettruhe, aber zumindest zu Hause zu bleiben.

Dass man sich bei Fieber nicht anstrengen und keine schwere Arbeit verrichten soll, versteht sich von selbst. Denn der Körper benötigt einen Großteil der Energie, um gegen die Erreger anzukämpfen. Damit er sich ganz auf die Immunabwehr konzentrieren kann, ist leichte Kost empfehlenswert.

Unbedingt viel trinken

Ebenso bedeutsam ist die Aufnahme von reichlich Flüssigkeit, vor allem Wasser und Tee. Ansonsten läuft der Körper Gefahr, zu wenig Flüssigkeit und Elektrolyte zu erhalten. "Fieber bis zu 40 Grad Celsius während einer Dauer von zwei bis drei Tagen ist an sich nicht gefährlich, wenn die erkrankte Person noch fähig ist zu trinken", erklärt Hoffmann.

Mayr gibt den Tipp, pro Grad Celsius Fieber einen zusätzlichen Liter Flüssigkeit zu trinken. Wasser oder Tee könne man echten Zitronensaft beimengen, weil dessen basische Wirkung den Stoffwechsel positiv beeinflusse.

Bei einem Flüssigkeitsmangel kann es zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen oder Halluzinationen kommen. Bei älteren Menschen kommt hinzu, dass sie manchmal zu geschwächt zum Trinken sind.

Fieber nicht zu rasch absenken

Gegen Fieber und gängige Symptome wie Glieder- und Kopfschmerzen gibt es Hausmittel oder Medikamente. "Damit werden nur die Symptome, aber nicht die Krankheit gestoppt", gibt Hoffmann zu bedenken. Durch dieses künstliche Unterdrücken der Symptome besteht die Gefahr, zu schnell wieder aktiv zu werden, weil man sich fit genug fühlt.

Hoffmann weist darauf hin, dass bei einer Medikamenteneinnahme stets zu klären ist, welche anderen Arzneien ein Patient zu sich nehme. Metamizol ist etwa ein stark fiebersenkender Wirkstoff. Dieser solle erst ab rund 39 Grad zum Einsatz kommen. Denn: "Fieber darf man niemals zu rasch absenken, da dies zu einem Kreislaufkollaps führen kann." Auch Hausmittel wie zum Beispiel Wadenwickel können das Befinden kurzfristig verbessern, die Krankheit aber nicht verkürzen.

Von zwei Methoden der Selbstbehandlung rät Hoffmann ab: Zu Aspirin sollte nur dann gegriffen werden, wenn die Wechselwirkungen durch die Einnahme weiterer Medikamente abgeklärt sind. Außerdem kann Aspirin bei Kindern in seltenen Fällen zu gefährlichen Nebenwirkungen führen, ebenso bei älteren Menschen, wenn diese bereits andere blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen. "Immer wieder geistern auch alkoholische Kuren, etwa sogenannte Bier- oder Glühweinkuren, herum", sagt Hoffmann. Diese seien kontraproduktiv, weil Alkohol das Immunsystem zusätzlich schwäche.

Wieder fit nach ein bis zwei Wochen

Wie lange man sich nach dem Fieber schonen sollte, hängt von der eigentlichen Erkrankung ab. Nach einem harmlosen viralen Infekt ist man in der Regel nach ein bis zwei Wochen wieder fit. Medizinerin Mayr empfiehlt: "Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie energetisch wieder auf halbwegs normaler Betriebstemperatur sind, dann sollten Sie noch mindestens drei bis fünf Tage ohne große Anstrengungen verbringen." Wer bei einfachen Tätigkeiten schnell ins Schwitzen komme, solle lieber gleich wieder zurück ins Bett.

Vielen ihrer Patienten fällt es schwer, sich beruflich länger zurückzunehmen. In solchen Fällen rät die Ärztin, vorübergehend zumindest auf Home-Office umzusteigen oder die Arbeitslast um die Hälfte zu reduzieren. "Es ist wichtig, Schritt für Schritt wieder einzusteigen und dabei auf den eigenen Körper zu hören." (Maria Kapeller, 10.1.2018)