Chancen sind immer da, ist Österreichs Teamchef Patrekur Johanesson überzeugt.

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Wien – Die Feiertage sind zwar schon vorbei, für den heimischen Handballsport fangen sie aber eigentlich erst an. Am Freitag spielt Österreichs Handball-Nationalmannschaft ihre Auftaktpartie bei der Europameisterschaft in Kroatien, erster Gegner in Gruppe B ist Weißrussland (18.00, live, ORF Sport+). Es folgen Duelle mit Weltmeister Frankreich und Vizeweltmeister Norwegen. Glückwünsche mit auf den Weg gab Vizekanzler und Neo-Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) bei der Verabschiedung des Teams im Wiener Haus des Sports.

Für Strache war sein erster Repräsentationstermin als Österreichs nominell erster Sportler ein angenehmer. "Die Erfolge des Handballteams kann man nicht hoch genug einschätzen", sagte Strache. Mit der Qualifikation für die EM-Endrunde hat Österreich seinen Status in der erweiterten Europa-Spitze untermauert, "auch dank isländischer Motivation". Teamchef Patrekur Johannesson hat nur Weißrussland im Kopf. Das Auftaktspiel ist schon das Endspiel um den Aufstieg in die Zwischenrunde, die ersten drei Teams kommen weiter.

"Die Chancen stehen in jedem Spiel 50:50", sagt Johannesson, der sein 17-köpfiges Aufgebot (neun Legionäre) nach 2010 (Rang neun) und 2014 (Platz elf) auf die dritte Endrundenteilnahme bei kontinentalen Titelkämpfen einstellt. Am Handballverband (ÖHB) können sich manche Ballsportverbände in Österreich ein Beispiel nehmen. In der EM-Vorbereitung wurde mit Johann Ingli Gunnarsson ein isländischer Mentaltrainer verpflichtet, zudem konnte mit dem Schweden Mattias Andersson ein langjähriger Weltklassekeeper als Tormanntrainer geholt werden. Anderssons Arbeit hat sich schon bezahlt gemacht, zumindest Österreichs Tormänner Thomas Bauer und Kristian Pilipovic zeigten sich in der Vorbereitung bei zwei Niederlagen gegen EM-Teilnehmer Tschechien in Topform. "Er hat uns das Torwartspiel nicht neu beigebracht, aber Kleinigkeiten machen den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus", sagte Kapitän Bauer.

Gespielt wird die Vorrunde in Porec, im Schnitt 600 österreichische Zuschauer sollen in den drei Gruppenspielen vor Ort Rückhalt geben, ein neuer ÖHB-Rekord bei Auslandsspielen. Österreichs Handballsport sieht so oder so rosigen Zeiten entgegen. 2020 ist der ÖHB als Co-Veranstalter mit Norwegen und Schweden nach 2010 neuerlich Gastgeber einer Europameisterschaft.

Graz als Vorbild

"Mit der EURO 2020 kommt Großes auf uns zu", sagt Strache und lobte explizit Graz. In der steirischen Landeshauptstadt wird an einer modernen Multifunktionshalle um 17 Millionen Euro gebaut, in der auch EM-Handball gespielt werden soll. Geplante Fertigstellung: Herbst. Ähnliche Anstrengungen würde sich Strache auch von der Stadt Wien wünschen, bei der er in Sachen Infrastruktur gewaltigen Aufholbedarf sieht.

2020 soll auch Österreichs größtes Handball-Talent Nikola Bylik weiter gereift sein. Derzeit ist der 21-jährige Legionär in Diensten des deutschen Traditionsklubs THW Kiel ein Sorgenkind, der Knöchel schmerzt. " Ich bin aber überzeugt, dass ich am Freitag spielen kann." (Florian Vetter, 10.1.2018)