Zürich – Eine Blutanalyse kann zeigen, ob Krebspatienten auf eine Immuntherapie positiv ansprechen werden. Forschende der Universität Zürich haben entsprechende Biomarker identifiziert.

Mit einer Immuntherapie können bereits heute der schwarze Hautkrebs (Melanom) und der Lungenkrebs erfolgreich bekämpft werden. Dabei nutzt die Medizin gezielt die normale Funktion des Immunsystems, das regelmäßig alle Gewebe im Körper auf Krankheitserreger untersucht: Mit spezifischen Inhibitoren werden die Immunzellen so aktiviert, dass sie die Krebszellen als Fremdkörper erfassen und eliminieren.

Heilungschancen

Das System kann seine häufig schwächelnde Immunantwort so stärken, dass selbst Metastasen aufgespürt und zerstört werden. Bei bis zur Hälfte der Patientinnen und Patienten lässt sich der Krebs auf diese Art kontrollieren, manche werden sogar geheilt.

Allerdings sprechen etwa 50 Prozent der Krebskranken nicht auf die Immuntherapie an, während sie deren Nebenwirkungen in Kauf nehmen müssen. Ein Forschungsteam der Universität Zürich und des Universitätsspitals Zürich hat nun mit einer neuartigen Methode herausgefunden, welche Patienten voraussichtlich von einer Immuntherapie profitieren, wie die Universität am Dienstag mitteilte.

Die Wissenschafter konnten in Blutproben von Krebspatienten die Biomarker identifizieren, die noch vor Behandlungsbeginn darauf schließen lassen, ob die Immuntherapie mit größerer Wahrscheinlichkeit wirksam sein wird.

Einzelne Zellen unter der Lupe

Die Forscher untersuchten in Zusammenarbeit mit der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich 40 Blutproben von 20 Patientinnen und Patienten vor und zwölf Wochen nach der Immuntherapie auf Biomarker. Dabei wurde die hochauflösende Zellanalyse-Methode Cytometry-by-time-of-flight (CyTOF) angewandt. Diese analysiert jede Zelle einzeln auf bis zu 50 verschiedene Eiweiße. Auf diese Weise konnte jede einzelne Zelle identifiziert und ihr Aktivierungszustand dokumentiert werden.

Anschließend wurden die Daten zusammen mit Mitarbeitenden des Schweizer Instituts für Bioinformatik der Universität Zürich auf molekulare Muster analysiert, welche einen Therapieerfolg voraussagen können. Die Forscher identifizierten das Muster als eine kleine Untergruppe von weißen Blutzellen (CD14+CD16-HLA-DRhi), die auf bessere Therapieergebnisse hinweisen.

Damit der Befund leicht nachzuvollziehen ist, sollten die Biomarker einfach in gängigen Kliniklaboren nachgewiesen werden können. Tatsächlich wurde ein solches Blutbild in einer zweiten, unabhängigen Kohorte von mehr als 30 Personen mit herkömmlichen Methoden reproduziert.

Viele Patienten würden profitieren

"Bei einem Entscheid für eine Immuntherapie sollte das Blutbild auf diese Biomarker analysiert werden", rät Burkhard Becher, Professor am Institut für experimentelle Immunologie der Uni Zürich. Damit könne der Anteil der Patienten, die von der Therapie profitieren, "dramatisch erhöht" werden. "Bei den restlichen Patienten können dagegen gleich andere Methoden angewandt werden – ohne kostbare Zeit mit einer für sie ineffektiven Immuntherapie zu verlieren."

Die Studie, die in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" erschien, sei ein "wichtiger Schritt in Richtung Präzisionsmedizin", wird Mitch Levesque, Professor an der Dermatologischen Klinik des Unispitals Zürich, zitiert. Die Erkenntnisse müssten nun in unabhängigen Studien mit höheren Patientenzahlen überprüft werden, bevor sie klinisch umsetzbar seien. Dereinst könnte die Methode auch bei anderen Krankheitsbildern helfen, gute Therapieentscheidungen zu treffen. (APA, 13.1.2018)