Asyl bedeutet Aufnahme und Schutz von Verfolgten. Die Bedeutung verblasst in den Debatten über Flüchtlinge.

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Asylwerber und Migranten in Massenquartieren am Rande der Stadt unterzubringen, damit sich die Bevölkerung nicht fürchten muss und damit diese erst gar nicht in Versuchung kommen, sich zu "integrieren", das sind Forderungen aus den Reihen der FPÖ-Spitze. Denn – so das Argument des künftigen FPÖ-Klubchefs im Parlament Johann Gudenus – selbst Asylberechtigte brauchen sich nicht zu integrieren, weil sie sowieso nur "Asyl auf Zeit" hätten, denn sobald sich die politische Situation in den Herkunftsländern ändere, müssten sie wieder zurück.

Abgesehen von der menschenverachtenden Haltung, bei der kein Wort mehr von "Recht auf Asyl" Platz hat, bedeutet dies in letzter Konsequenz: Wenn man verhindern will, dass "diese Menschen" (immerhin wurde das Wort Mensch verwendet) Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung, die zum größten Teil auch einmal "fremd" war, aufnehmen, dann bedeutet das konsequenterweise Ausgehverbot und in weiterer Konsequenz: am besten einen Stacheldraht mit scharfer Überwachung, denn nur so können "die Einheimischen" "geschützt" werden.

Klare Haltung

Das Wort Flüchtling ist inzwischen ein gemeinhin verwendetes Schimpfwort. Sehr geehrter Herr Kardinal Schönborn, das ist eine menschenfeindliche Haltung, zu der man sagen muss: Wehret den Anfängen! Ich möchte gar nicht weiter ausführen, was zu diesem Thema noch im Regierungsprogramm steht: gesetzlich gedeckter Raub von Handys, Bargeld und so weiter, um "diesen" zu zeigen, dass sie "nichts" sind. Menschenwürde wird am Altar des Boulevards geopfert. Erinnerungen werden wach.

Sehr geehrter Herr Kardinal, es ist Usus, dass sich der neue Regierungschef auch bei Ihnen vorstellt. Dieser ist nun ein überzeugter Christ, wie allgemein bekannt ist, ebenso wie der Vizekanzler regelmäßig in die Kirche geht. Ich und viele andere erwarten sich von Ihnen eine klare Haltung, und diese darf nicht "diplomatisch" hinter verschlossenen Türen mit Worten wie "mit großer Sorge" geäußert werden.

Es muss eine undiplomatische, unmittelbare, sofortige, öffentliche und direkte Verurteilung dieser Pläne geben. Das erwarten sich die Christen in diesem Land! Alles andere wäre eine Farce, ein Affront gegenüber allen Menschen, vor allem auch gegenüber all den Kirchen, die sich in der Flüchtlingsfrage engagiert haben.

"Flüchtling" darf kein Schimpfwort sein

Aber am allermeisten müsste es Ihnen, Herr Kardinal, ein Anliegen sein, den ersten Schritt gegen diese menschenverachtende Haltung zu wagen. Damit könnten Sie vielen Menschen einen Anstoß geben, über gewisse Haltungen nachzudenken: dass "Flüchtling" kein Schimpfwort sein darf, zum Beispiel.

"Fürchtet euch nicht" ist die christliche Botschaft! Herr Kardinal: Fürchten auch Sie sich nicht! (Alois Weinberger, 12.1.2018)