Dank der Niedrigzinspolitik besteht für den Bund heuer ein um ein Viertel niedrigerer Finanzierungsbedarf.

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Wien – So günstig wie im Vorjahr war das Schuldenmachen für die Republik Österreich noch nie. Die durchschnittliche Effektivverzinsung des Gesamtschuldportfolios im Volumen von 211,2 Milliarden Euro sank gegenüber 2016 von 2,68 auf 2,47 Prozent, das ist historischer Tiefstand (bei einer Restlaufzeit von zehn Jahren). Die Durchschnittsrendite gibt die für die Schuldengestion des Staates zuständige Bundesfinanzierungsagentur Öbfa mit 0,44 Prozent an (nach 0,30 Prozent im Jahr davor) bei einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 20 Jahren.

Gemessen am durchschnittlichen Zinssatz seit der Euroeinführung bis zur Finanzkrise (1999 bis 2009) erspare sich Österreich auf die gesamte Laufzeit gerechnet rund 60 Milliarden Euro, rechnete Öbfa-Geschäftsführer Markus Stix am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten vor.

Am lukrativsten sind derzeit Laufzeiten bis fünf Jahre. Die Neubegebung von Schulden kostet dabei keine Zinsen, sondern bringt Rendite, denn die Republik bekommt dafür Negativzinsen in Höhe von 0,165 Prozent.

Dank niedrigster Zinsen bestehe heuer ein um ein Viertel niedrigerer Finanzierungsbedarf, der auf 27 bis 30 Milliarden Euro gesunken sei. Davon werden 20 bis 23 Milliarden erwartungsgemäß monatlich über Bundesanleihen aufgenommen. Dass wieder ein hundertjähriger Bond begeben wird wie im Herbst des Vorjahrs, davon geht Stix eher nicht aus. Der Kupon sei mit 2,1 Prozent attraktiv gewesen für die Investoren.

Zeichen deuten auf höhere Zinsen

Die Marktlage habe sich aber geändert, die Zinskurve zeige nach oben, und kleinere Volumina seien aktuell besser zu platzieren als große, sagte Stix, wobei Österreich gegenüber Deutschland und Frankreich ohnehin Minianleihen begibt. Nun deuten die Zeichen auf höhere Zinsen – auch weil die Europäische Zentralbank ihre ultralockere Geldpolitik Schritt für Schritt strafft.

Der Fokus der Abnehmer auf dem Primärmarkt liege derzeit auf zehnjährigen Anleihen, denn Marktteilnehmer wie Pensionsfonds, Zentralbanken und Versicherungen gingen tendenziell von steigenden Zinsen bis hin zur Verdoppelung bis Jahresende aus. Mehr verdienen würden Investoren zweifellos bei Emittenten mit schlechterer Bonität oder bei längeren Laufzeiten.

Für den höheren Spread gegenüber Deutschland (im Schnitt 20 Basispunkte bei einer Zehnjährigen) gebe es mehrere Ursachen: einerseits die Liquiditätsenge, weil das heimische Portfolio im Vergleich zu Frankreich und Deutschland "Peanuts" sei, andererseits sei die österreichische Wirtschaftskonjunktur aus Sicht der Investoren offenbar noch nicht auf deutschem Niveau. (ung, 11.1.2018)