Außenministerin Karin Kneissl äußerte sich dem türkischen Außenminister Çavuşoğlu zufolge überraschend positiv über eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Wien und Ankara.

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Antalya/Wien – Nachdem Außenministerin Karin Kneissl bereits Anfang der Woche eine baldige Türkei-Reise angekündigt hat, hat sich nun ihr türkischer Amtskollege Mevlüt Çavuşoğlu zu den bilateralen Beziehungen geäußert. Kneissl habe ihn zu einem Gegenbesuch nach Wien eingeladen und gemeint, dass er dabei "ohne jedes Hindernis" mit türkischen Landsleuten zusammentreffen könne, berichtete die Nachrichtenagentur dpa.

Aus dem Außenministerium hieß es dazu am Donnerstag, dass Auftritte türkischer Politiker derzeit "keine Priorität" hätten. Das Gespräch, das Kneissl mit Çavuşoğlu nach ihrem Amtsantritt führte, sei "rein atmosphärisch" gewesen und "sehr angenehm und höflich" verlaufen. Inhalte seien gar nicht wirklich besprochen worden, sagte Kneissls Sprecherin Elisabeth Hechenleitner.

Mehrmals Einreisen untersagt

Im vergangenen Sommer hatte Österreich dem türkischen Wirtschaftsminister Nihat Zeybekçi die Einreise und damit ein Auftritt bei einer Gedenkveranstaltung zur Niederschlagung des türkischen Putschversuchs verweigert. Auch in Deutschland wurden Auftritte türkischer Politiker weitgehend abgesagt. Mit den Niederlanden lag die Türkei besonders im Clinch, nachdem Çavuşoğlu selbst im März 2016 die Einreise verweigert und die türkische Familienministerin Fatma Betül Sayan Kaya des Landes verwiesen worden war.

Çavuşoğlu soll "osmanisches Erbe im Land fördern"

Çavuşoğlu erklärte vor deutschen Journalisten in Antalya, Kneissl habe ihn bei dem Telefonat dazu eingeladen, bei seinem Wien-Besuch "etwas zu tun, um das osmanische Erbe im Land zu fördern". Sie habe zudem versichert: "Herr Minister, ich mag die Türkei, ich mag die Türken."

Kneissl habe als Kind mit ihrer Familie sehr viel Zeit in der Türkei verbracht, betonte Hechenleitner.

Auch Kneissl will offenbar Normalisierung

Sowohl Çavuşoğlu als auch Kneissl sprachen sich für eine Normalisierung der Beziehungen aus. "Ich bin bereit dazu, die Beziehungen zu normalisieren, wenn Sie auch dazu bereit sind", sagte der türkische Minister nach eigenen Angaben. Kneissl habe ihm geantwortet, dass das der Fall sei.

Österreich zählt in der Türkei-Frage zu den Hardlinern. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist gegen einen türkischen EU-Beitritt. Im Regierungsprogramm haben sich ÖVP und FPÖ auf die Forderung nach einem Ende der Beitrittsverhandlungen festgelegt. Kneissl wagt dennoch einen "Neustart" in den Beziehungen. Für 25. Jänner plant sie einen Besuch in der Türkei, für Çavuşoğlus Gegenbesuch gibt es noch keinen Termin. (APA, red, 11.1.2018)