In Árpád Schillings "Erleichterung" ist auch Johanna in Gefahr.

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Dr. Benecke kann das erklären.

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Und die Compagnie Käfig windet sich im Rausch der Virtualität.

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St. Pölten – Die Zeiten sind grad so, dass die eine oder der andere den einen oder anderen Weltschmerz bekommen könnte. Aber Kopf hoch, der März und sein Nestroy am St. Pöltener Landestheater Niederösterreich sind nicht weit. Dort hat dann die Posse Der Zerrissene in der Regie von Sabine Derflinger Premiere.

Lachen kann helfen. Zu den dabei entstehenden Wirkungen frage man neben dem Theater etwa auch das Kabarett – zum Beispiel bei der Bühne im Hof. Dort haben im Jänner Rick Kavanian und Thomas Maurer das Sagen, im Februar kommt das Duo Ohne Rolf – allerdings taucht dann doch ein Rolf auf. Er heißt Miller und sein Programm Alles andere ist primär.

Primär im mehrspartigen Festspielhaus St. Pölten ist der Tanz, der allerdings weniger für Zwerchfellerschütterungen zuständig ist – das erledigen die Circus-Vorstellungen im Programm -, sondern für das Poetisch-Hintergründige in den menschlichen Lebensexperimenten.

Sichtbar wird das unter anderem im Februar bei den Sound-Ballett-Zaubereien des afroamerikanischen Choreografen Alonzo King oder im April bei Wayne McGregors Stück Autobiography.

Tanz, Theater und Kleinkunst helfen also auch an St. Pöltens Spielorten bei der Navigation durch die Wirrungen des Daseins. Aber Kunst ist keine Therapie. Sie überlässt es allen selbst, wie diese ihre Biografien gestalten. Auch dem britischen Choreografen McGregor, der sein Leben auf Basis der Entschlüsselung seines Genoms neu aufrollt.

Nicht weniger zwiespältig verlaufen die Geschicke der Personen in Árpád Schillings Stück Erleichterung, noch zu sehen bis zum 17. Februar im Landestheater. Manche kennen bereits Felix' dunkles Geheimnis, das sich durch seine Familie in einer österreichischen Kleinstadt arbeitet. Fazit des Standard: "Ein scharfsinniges Gesellschaftsdrama."

Auch bei Nicolai Gogols Revisor, Premiere Anfang Mai, Regie Sandy Lopicic, geht es um sinistres Treiben in einer Provinzstadt. Lopicic bringt dieses mit Livemusik, die von Imre Lichtenberger Bozoki extra komponiert wurde, auf die Landestheater-Bühne.

Livemusik, noch dazu vom Tonkünstler-Orchester, befeuert auch den Auftritt des US-amerikanischen Steptanz-Stars Savion Glover, den das Festspielhaus im April präsentiert. Wenige Tage danach gastiert das Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan mit dem eindrucksvollen Bild-Tanz-Werk Rice, gefolgt von Akram Khans Solo Xenos und im Juni von Pixel der Cie Käfig unter Mourad Merzukis Leitung: ein großer virtueller Traum mit Hip-Hop, Zirkus und Videoprojektion zur Musik von Armand Amar.

Das Kontrastprogramm der Bühne im Hof: Der berühmte deutsche Kriminalbiologe Mark Benecke verrät, was Insekten auf Leichen zu suchen haben. (Helmut Ploebst, Spezial, 12.1.2018)