Rebellen in der Nähe von Tabana, 11. Jänner 2018.

Foto: APA/AFP/OMAR HAJ KADOUR

Damaskus – Syrische Rebellengruppen haben eine gemeinsame Gegenoffensive in der Provinz Idlib begonnen, um von Regierungstruppen eingenommene Gebiete zurückzuerobern. In der eigentlich zur Deeskalationszone erklärten Provinz tobten heftige Kämpfe, berichteten am Donnerstag Rebellen und ein Informationsdienst der libanesischen Hisbollah-Miliz, die an der Seite der Regierungstruppen kämpft.

Die Rebellengruppe FSA (Freie Syrische Armee) erklärte, die Aufständischen hätten eine gemeinsame Kommandozentrale eingerichtet, um die Regierungsoffensive zurückzuschlagen und Gebiete im Nordosten der Provinz Hama sowie in Idlib wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Extremistengruppe Tahrir al-Sham, deren Kern die aus der Al-Kaida stammende Al-Nusra bildet, sprach von großen Geländegewinnen.

Vor zwei Wochen hatten die von Russland und dem Iran unterstützten syrischen Regierungstruppen ihre Offensive in Idlib begonnen. Die Provinz an der türkischen Grenze wird vor allem von Tahrir al-Sham kontrolliert.

Vorwürfe aus der Türkei

Die Türkei warf Syrien und dessen Verbündeten vor, die Anwesenheit der Extremisten als Vorwand zu nehmen, um gegen Zivilisten und moderate Rebellen vorzugehen. In der Provinz leben derzeit schätzungsweise drei Millionen Menschen. Viele Kämpfer und Zivilisten sind vor der syrischen Armee nach Idlib ausgewichen oder dorthin gebracht worden. Die Türkei befürchtet, dass die Kämpfe eine neue Flüchtlingswelle über ihre Südgrenze auslösen könnten.

Am Mittwoch hatte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu Syriens Verbündete Russland und Iran aufgefordert, Druck auf die Führung in Damaskus auszuüben, damit die Angriffe aufhören. Ansonsten seien die von der Türkei, Russland und dem Iran angestoßenen Bemühungen um eine politische Lösung in Gefahr.

Kritik aus Frankreich

Auch Frankreich hat die syrische Offensive scharf verurteilt. Die syrische Regierung wies dies am Donnerstag zurück und erklärte, die Angriffe richteten sich gegen terroristische Gruppen, die von den Vereinbarungen zur Reduzierung der Kämpfe ausgenommen seien.

Die staatlichen Medien Syriens warfen Frankreich vor, die tatsächliche Situation in den ländlichen Gebieten Idlibs zu ignorieren. Die Armee kämpfe dort "für eine Befreiung vom Terrorismus der Nusra-Front und anderer terroristischer Organisationen".

In einer Erklärung des Außenministeriums wird zudem der auch von Frankreich erhobene Vorwurf bestritten, die Armee greife Zivilisten und Krankenhäuser an. Solche Kritik kommt auch von Menschenrechtsorganisationen und den Vereinten Nationen. Sowohl Syrien als auch Russland erklären immer wieder, ihre Luftwaffen nähmen nur Extremisten und deren Einrichtungen ins Visier. (APA, Reuters, 11.1.2018)