Neue Direktorin der Viennale: die Italienerin Eva Sangiorgi.

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Es war ein freundlicher, aber bestimmter Auftritt, den Eva Sangiorgi bei ihrer Präsentation als neue Viennale-Chefin am Donnerstag im historischen Saal des Wiener Metro-Kinos absolvierte. Denn die 39-jährige Italienerin aus der Kleinstadt Faenza in der Nähe von Ravenna erwies sich nicht als Freundin großer oder gar überschwänglicher Worte.

Nach den obligaten Höflichkeiten dem Festival und der Stadt gegenüber legte die (noch) in Mexiko-Stadt lebende Kuratorin und Programmkonsulentin rasch ihre Vorstellungen und Änderungswünsche dar. Dass Sangiorgi bereits als Festivalleiterin erfolgreich ist, bewies sie in den vergangenen Jahren an der Spitze des von ihr 2010 gegründeten internationalen Festivals Ficunam.

Andere künstlerische Formen

Dass sich das Filmfestival Viennale, wie von Sangiorgi angekündigt, in Zukunft verstärkt anderen künstlerischen Formen zuwenden wird, ist aus der Biografie der für die nächsten drei Jahre bestellten Direktorin abzulesen: Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften in Bologna schloss Sangiorgi – neben der Arbeit als Festivalchefin – vergangenes Jahr ein Studium der Kunstgeschichte an der Nationalen Universität von Mexiko ab.

Fehlende Umtriebigkeit und mangelnden Ehrgeiz können der ersten Frau an der Spitze der Viennale jedenfalls nicht nachgesagt werden: TV-Moderationen einer Filmsendung, Veröffentlichungen und Vorträge sowie diverse Lehrtätigkeiten dürften da beinahe nicht mehr ins Gewicht fallen.

Kein Kulturschock

Dass nach Italienisch, Spanisch, Englisch und Französisch, die Sangiorgi bereits beherrscht, demnächst Deutsch als fünfte Sprache erlernt werden muss, dürfte also kein Problem sein – spätestens wenn sie im März ihre Dienststelle in Wien antreten wird. Auch dürfte der anstehende Wechsel nach Österreich keinen Kulturschock nach sich ziehen, denn "letzten Endes wird die Welt immer kleiner". Da habe ihr die Übersiedelung von Europa nach Mexiko schon viel Kopfzerbrechen bereitet.

Die Arbeit für die Viennale, die von Sangiorgi naturgemäß Vorschusslorbeeren bekommt und der sie "Kultcharakter" bescheinigt, hat jedenfalls mit den nahenden Filmfestspielen in Rotterdam und der Berlinale schon begonnen. Ob das wichtigste heimische Filmfestival auch weiterhin einen "würdigen Abschluss der jährlichen Filmevents" (Sangiorgi) bildet, bleibt indes abzuwarten. Am 5. November weiß man mehr. (Michael Pekler, 11.1.2018)