Wir kennen diesen betörend humanistischen Anspruch, Sie wissen schon, das mit der Freiheit und der Gleichheit und der Brüderlich- und Schwesterlichkeit. Ein allemal vernünftigeres Konzept, als sich gegenseitig unkontrolliert mit Riesenknochen die Schädel einzuschlagen. Und definitiv auch ein besseres Modell, als darauf zu warten, dass die Aliens kommen und endlich die Erleuchtung der Massen übernehmen.

Eine ganz schön trügerisch lange Zeit konnte man sich dieser Illusion hingeben. Aber jetzt ist endlich Schluss mit lustig. Was Orwell schon wusste, ist jetzt endlich offiziell geworden. Alle Kinder sind gleich, aber manche sind gleicher. Sowieso ist klar, dass nicht alle per Geburtsrecht auf die Goldseite fallen können, und die im Dunkeln sieht man halt nicht beziehungsweise soll man auch gar nicht sehen.

Die Kinderbeihilfe für Kinder in der Schweiz erhöht: selbstverständlich. Hohe Lebenshaltungskosten. Wer hoch hinaus will, den muss man natürlich unterstützen. Vorausgesetzt, es handelt sich um Einheimische. Die Kinder der Pflegerinnen aus der Slowakei und Rumänien hingegen: Die können halt den Hals nicht vollkriegen.

Und wenn schon ihre Mütter sich in Österreich der wundervoll auslastenden 24-Stunden-Pflege hingeben, weil ihnen halt sonst nichts Besseres einfällt, gibt's jetzt als Draufgabe eine saftige Kürzung der Kinderbeihilfe. Weil: Die Gschrappen brauchen eh nicht so viel. Und die Mütter sollen sich nicht so anstellen.

Wenn sich die Mütter dann nicht so anstellen und die Pflegefrage wieder wie ein Damoklesschwert über der alternden Bevölkerung hängt, ist es Zeit, darüber nachzudenken, ob die neue Fairness nicht irgendwie ein Schuss in den Ofen sein könnte. (Julya Rabinowich, 12.1.2018)