Das größte Risiko für die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest geht von Wildschweinen aus.

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Wien – Keine Jagdpause bei Wildschweinen: Das fordert der deutsche Bauernverband. Seit Monaten tritt die Afrikanische Schweinepest in Europa gehäuft auf. Bei Haus- und Wildschweinen ist die Tierseuche äußerst ansteckend. Der widerstandsfähige Virus kann Monate im Fleisch überdauern. In gefrorenem Fleisch hält er sogar mehrere Jahre. Für den Menschen stellt er aber keine Gesundheitsgefährdung dar. Als Prävention forderte Bauernverband-Vizepräsident Werner Schwarz nun den Abschuss von 70 Prozent aller Wildschweine in Deutschland.

Aufhorchen ließ, dass auch Muttertiere und Frischlinge aus "Tierwohlgründen" auf die Abschussliste kommen sollen. "Das Leid der Tiere bei einer Jagd ist deutlich geringer als durch die Pest", begründete Schwarz. Der deutsche Agrarminister Christian Schmidt (CSU) stimmte dem zu: "Eine intelligente Reduzierung des Bestands spielt eine zentrale Rolle bei der Prävention."

2,8 Millionen Schweine

In Österreich werden laut Nachhaltigkeitsministerium in rund 24.200 Betrieben etwa 2,8 Millionen Schweine gehalten. Bislang sind keine Fälle aufgetreten, weder bei Wildschweinen noch bei Hausschweinen, informiert der Verband österreichischer Schweinebauern. "Wir sehen die Präventivmaßnahmen, wie sie in Deutschland diskutiert werden, als sinnvoll an", heißt es.

Der Verband empfiehlt aktuell, Jagdtourismus in den betroffenen Gebiete zu vermeiden. Bei einer trotzdem stattfindenden Bejagung in Tschechien sollten keinesfalls Wildbret oder Trophäen mitgenommen werden. Auch mit Schuhwerk und Kleidung können Viren übertragen werden.

Österreich setzt bislang auf unblutige Prävention: Ende Juni wurden vom Gesundheitsministerium per Verordnung alle nördlich der Donau gelegenen Gebiete als gefährdetes Gebiet festgelegt. Darunter fallen Hollabrunn, Tulln, Korneuburg, Mistelbach, Bruck an der Leitha, Gänserndorf und alle Wiener Bezirke.

"Da derzeit die Afrikanische Schweinepest nur mehr zirka 80 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt ist, dürfen Schweine in Freilandhaltung nur mehr in behördlich genehmigten Freilandbetrieben gehalten werden", sagt Elke Nebenführ, Sprecherin des Gesundheits ministeriums auf STANDARD-Anfrage. Mit der Schweinegesundheitsverordnung wurde zudem bereits 2016 die Basis für mehr Biosicherheitsmaßnahmen für schweinehaltende Betriebe gelegt.

In den 1920er-Jahre in Kenia aufgetreten

Die ersten Krankheitsfälle wurde übrigens bereits in den 1920er-Jahren in Kenia registriert. Ab den späten 1950er-Jahren traten Erkrankungen in Europa auf. Ab 2014 häuften sich Fälle in Polen, Litauen, Lettland und Estland. Seitdem wurden in diesen Ländern rund 5600 Fälle sowohl in der Wildschweinepopulation als auch in Hausschweinebeständen festgestellt. Die Ukraine und Rumänien sind seit 2017 betroffen. (july, 14.1.2018)