Lara Sienczak (als Sophie Scholl) und Felix Strobel (als Hans Scholl) spielen auf der Bühne und im Zuschauerraum, der überdies zum Ort eines kleinen Sozialexperiments wird.

Foto: Rita Newman

Wien – München, Februar 1943: Im Universitätsgebäude streuen die Geschwister Hans (25) und Sophie Scholl (21) Packen von Papier aus. Es sind Flugzettel gegen Reichskanzler Adolf Hitler und den betriebenen Krieg. Sie werden bei der Aktion geschnappt, einem kurzen Prozess zugeführt und vier Tage später wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" sowie "Wehrkraftzersetzung" hingerichtet. "Ihr werdet in die Geschichte eingehen", so des Vaters letzte Worte zu ihnen.

Die Geschichte dieser Zentralfiguren der Widerstandsgruppe Weiße Rose erzählt das Theater der Jugend nun herausragend. Was Petra Wüllenweber (Text und Regie) im Theater im Zentrum zeigt, ist nicht Belehrung, sondern eineinhalb Stunden bestes Theater. Sensibel, ohne Pathos rollt sie mit Rückblenden während des Verhörs in der Gestapo-Zentrale die Biografien der Geschwister auf.

Die waren einst selbst begeisterte Mitglieder der Hitlerjugend. "Er will endlich etwas verändern", hält Sophie (bravo: Lara Sienczak) dem antinazistischen Vater (Clemens Matzka) entgegen. Klagen über Streit und Stillstand der vorigen Regierung weisen sacht aufs Heute.

Bebend und auch leicht

Das Getue der Aufbruchsbewegung findet sie bald nur noch als künstliche Ablenkung von dem, was sie zuanfang an "geistiger Freiheit" von ihr erwartet hatte. Sophies Widerstand nährt sich aus der Lektüre des Juden Heinrich Heine, und bei Augutinus lernt sie: "Ihr seid die Zeit. Seid ihr gut, sind auch die Zeiten gut."

Kein dekorativer Realismus wartet auf der sparsamen Bühne (Peter Engel, Kostüme: Regina Rösing), sondern durch Licht (Fritz Gmoser) markierte, ineinander greifende Erzählebenen. Hoffnungen und Befürchtungen, Mitläufer wie Gegner des Regimes kommen erhellend zum Zug.

Fabelhaft wie die gesangliche und musikalische Einrichtung (Stephanie Hackner) ist auch das Ensemble. Felix Strobel spielt Hans Scholl mit vom Kriegsschrecken bebendem Gesicht ebenso bravourös wie er – auch etwas Leichtigkeit hat Platz – über den Augsburger Dialekt des getrieben-gehorsamen Soldaten Fritz schmunzeln lässt. An Die Weiße Rose stimmt vom Ton bis zum Tempo auf eindrückliche Art alles!