1. Wer schon fehlt

Dietrich Mateschitz' Quo-Vadis-Veritas-Privatstiftung und die gleichnamige, von Michael Fleischhacker und Niko Alm geführte GmbH starteten ihr Portal "Addendum" im September 2017 mit einem beeindruckenden Team und entsprechendem Output, und einige kamen seither dazu, zuletzt etwa Stefan Melichar von "News". Aber, und das ist auch nicht weiter ungewöhnlich oder überraschend für ein solches Projekt, nicht alle blieben und bleiben.

Quo-Vadis-Veritas-Stifter und Servus-TV-Gründer Dietrich Mateschitz, im Hauptberuf Red-Bull-Boss.
Foto: APA/AFP/ROBERT MICHAEL

Es ist auch nicht weiter ungewöhnlich, dass Medien ihre Zugänge weit häufiger kommunizieren als ihre Abgänge. Die Etat-Wochenschau macht also "das, was fehlt", liefert das zu Ergänzende und schließt diese Lücke in der Medienlandschaft.

Schon im September 2017 verabschiedete sich zum "Addendum"-Start Ruşen Timur Aksak. Es gingen danach, wenn ich niemanden übersehen habe (sachdienliche Hinweise immer willkommen, gerne auch an das eigens eingerichtete, aber nur vermeintlich anonyme Whistleblower-Postfach unten ("Forum")): Florian Tietze und Barbara Lupač aus dem TV-Team von "Addendum".

Mit Ende Jänner verabschiedet sich dann auch der noch als Leiter des TV-Teams geführte, und (bis zur ProSiebenSat1Puls4-Übernahme) langjährige ATV-Chefredakteur Alexander Millecker, soweit ich höre, um sich eigenen Projekten zu widmen.

Ich erforschte die Gründe in – nach meinen Möglichkeiten – tiefgehenden Recherchen, um den erheblichen Bedarf an faktenbasiertem Journalismus auch in diesem Feld zu befriedigen. Aber: Die Betroffenen wollen sich nicht über die Gründe ihres Abschieds äußern. Ich habe mich unverdrossen bemüht, näher an die Wahrheit heranzukommen, und bin da auch auf den einen oder anderen Hinweis zu den Gründen gestoßen. Weil in der Etat-Wochenschau aber Informationen geliefert und keine Meinungen ausgebreitet werden, muss ich Bürger und andere Medien ermutigen, sich selbst eine eigene fundierte Meinung zu bilden.

Seit Anfang Jänner sucht die – vom Red Bull Media House unabhängige – Quo Vadis Veritas GmbH einen TV-Redakteur für "Talk im Hangar-7", den Donnerstalk im zum Red Bull Media House gehörenden Servus TV. Was die Twitteria irritierte, scheint mir erklärbar als Teil des Marktmodells von QVV. Ich stelle mir das vor wie die wöchentlichen "Im Kontext"-Reportagen – die Servus TV "Addendum" ja hoffentlich auch irgendwie abgelten muss.

2. Die bestgeförderten Privatsender

Die Rundfunk- und Telekomregulierung RTR hat gerade 14.280.978 Euro ihrer jährlich 15 Millionen Förderung für kommerzielle Fernseh- und Radiostationen aufgeteilt. Die Daten dazu finden sie hier.

Das Wochenschau-Datenjournalismusteam hat Rechenschieber und Datawrapper zur Hand genommen, um die PDFs ein bisschen anschaulicher darzustellen. Aufgabe 1: Welche TV-Sender bekommen am meisten aus dem Privatrundfunkfonds für Nachrichten oder Talk (etwa "im Hangar-7" oder "Pro und Contra") und andere Sendungen mit gesellschaftlichem Interesse wie das Dossier-Rechercheformat "Bist Du deppert! Steuerverschwendung und andere Frechheiten"? Und, Aufgabe 2: Hat sich gegenüber 2017 Markantes geändert – wo doch der "Kurier" Schau TV übernommen hat, beraten vom ehemaligen RTR-Chef Alfred Grinschgl, wie Wochenschau-Leserinnen und -Leser wissen. Ergebnis ist die erste Grafik (in der hoffentlich nichts Wesentliches fehlt) – mit den größten Fördersummen 2018.

Vorne Puls 4 mit 1,86 Millionen und die ProSieben-Konzernkollegen ATV/ATV mit 1,39 Millionen, in der Konzernwertung: 3,25 Millionen Euro. Dahinter Servus TV mit 1,68 und Oe24TV mit 1,05 Millionen Euro. Zum Vergleich in Spalte zwei und Spalte drei die Förderungen des 1. Antragstermins 2017 und die Gesamtförderung 2017.

Bei Schau TV zeigt sich ein deutlicher Zuwachs von 200.000 auf 2018 vorerst 490.000 Euro. Nun gibt es ja auf Schau TV "Kurier News", mit 300.000 Euro. Das "NÖ Magazin" kommt auf weitere 100.000.

Die bestgeförderten nationalen und regionalen Privatsender 2018 im Vergleich zu 2017.

Im Radio habe ich viele Einzelförderungen nach Eigentümergruppen geordnet – als Fellner-Radios jene Sender, die sich im großen Firmengeflecht um die Mediengruppe Österreich (mit unterschiedlichen Stiftungen und Eigentumskonstellationen) und Familienmitglieder finden. Also Oe24-Radios, die Antenne Salzburg sowie die Antenne Tirol.

Diese Sucherei in den zwei PDFs für die beiden Antragstermine 2017 habe ich mir dann erspart, hier also nur die Daten für den ersten Antragstermin 2018.

Ergebnis der Gruppenwertung: Allerlei Fellner-Radios kommen auf zusammen fast eine halbe Million Euro Förderung, dicht dahinter die diversen Welle-1-Radios. Platz drei in meiner Auswertung geht an die Arabella-Sender, vier an die beiden Styria-Antennen in Kärnten und und der Steiermark. Dann das 2017 zur überregionalen Lizenz mutierte 88.6 und erst auf Rang sechs Kronehit.

Wenn die Fellners erwartungsgemäß ihre heuer angepeilte bundesweite Radiolizenz schaffen, könnte es etwas schwieriger werden, den Förderlevel zu halten. Dafür wird das Radiomachen ohne Vorschriften für lokale und regionale Inhalte ein gutes Stück günstiger.

Die bestgeförderten Radio-Eigentümergruppen 2018 (erster Fördertermin von zwei).

Ja, es gibt auch und schon viel länger als Privatrundfunkförderung Presseförderung für Zeitungen. 2017 wurden hier 8,912 Millionen Euro ausgeschüttet, bestgeförderte Titel: "Die Presse" mit insgesamt 1.239.084,60 Euro und "Der Standard" mit 1.156.358,10 Euro. Alle Presseförderdaten finden sie hier auf der RTR-Seite.

3. Mein Fehler der Woche

Wo wir schon bei von mir verarbeiteten Summen sind – gleich zu meinem Fehler der Vorwoche: Ich habe zunächst voreilig behauptet, es wäre nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs schon fix, dass der ORF wegen eines Gewinnspiels auf Ö3 mit den Österreichischen Lotterien eine halbe Million Euro an die Republik überweisen muss.

Aber: Das Höchstgericht verwies die Entscheidung an das Bundesverwaltungsgericht zurück mit dem Hinweis, dass es den wirtschaftlichen Vorteil des ORF aus dem Lotterien-Gewinnspiel genauer prüfen muss als in seiner ersten Entscheidung darüber. Die Medienbehörde wollte 206.550 Euro der Lotterien für den ORF plus 300.000 Euro ausgespieltes Preisgeld "abschöpfen", weil der ORF mit dem Spiel verbotene Schleichwerbung betrieben habe. Das Bundesverwaltungsgericht als nächste Instanz reduzierte auf die 206.550 Euro für den ORF. Das jedenfalls reichte den Höchstrichtern nicht. Wieviel es im zweiten Anlauf werden soll, entscheidet wieder das Bundesverwaltungsgericht – bis zu 506.550 sind drin. Auch gegen die Entscheidung kann der ORF wieder bei Höchstgerichten vorgehen.

Die vorige Woche korrigierte Meldung darüber finden Sie hier.

4. Was noch fehlt (in der Wochenschau)

Montag erscheint ein seit Jahrzehnten spannendes journalistisches Projekt in kleinerem Format und neuer Aufmachung – der "Guardian" . Chefredakteurin Kathrine Viner vertwitterte die neue Optik ohne den seit zwölf Jahren gewohnten blauen Titelbalken am Sonntagabend:

Tabloid, ohne blauen Titelbalken: der neue "Guardian".

Ein unter anderem psychologisch spannendes Projekt hat sein Erfinder Donald Trump zuletzt voller "Fire and Fury" auf 17. Jänner, also Mittwoch, verschoben: Die Auszeichnung der aus seiner Sicht "unehrlichsten und korruptesten Medien". Gut möglich, dass dieser Termin nun in einer Art "Shithole" landet.

Ein ganz neues und überaus spannendes journalistisches Projekt konnte nicht auf die Etat-Wochenschau warten und startete schon Sonntag, statt wie angekündigt am Montag. Sie könnten also hier schon längst einen ersten Blick auf die Schweizer "Republik" geworfen haben, für 205 Euro im Jahr auch mehr.

Die "Republik" startete am Sonntag, zum Beispiel mit dieser Facebook-Analyse (Screenshot).
Foto: www.republik.ch Screenshot

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Kommen Sie gut in die Woche! (Harald Fidler, 15.1.2018)