Wien – Der Pensionskassen-Fachverband wünscht sich von der neuen Regierung eine zügige Vorbereitung der nächsten Reform für die Firmenrenten, damit mehr Arbeitnehmer als bisher eine Zusatzpension erhalten können. Dabei sollten wie in der Zukunftsvorsorge bis zu knapp über 2.700 Euro im Jahr begünstigt eingezahlt werden dürfen statt der derzeitigen 1.000 Euro, sagte Obmann Andreas Zakostelsky am Montag.

Zudem sollten die steuerliche Absetzbarkeit der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge gleich gemacht, die Besteuerung von der Einzahlungs- in die Pensionsauszahlungsphase verschoben werden (EET) und die Veranlagungsmöglichkeiten für Pensionskassen liberalisiert werden.

Konkret fordert der Fachverband dazu eine explizite Öffnung der Investments auch für den Infrastrukturbereich, etwa in Studenten- und Altenwohnheime sowie in Wohnbau. Jeweils mehrere Wohnbauvorhaben könnten dabei in eine Aktiengesellschaft verpackt werden und so innerhalb der Aktienquote verwendet werden, sagte Zakostelsky vor Journalisten.

Regierung soll "Schüchternheit" ablegen

Noch im ersten Halbjahr sollte die Koalition die Reform inhaltlich vorbereiten, denn im zweiten Halbjahr seien die Ressourcen durch die österreichische EU-Ratspräsidentschaft gebunden. Auch die Sozialpartner sollten "sehr intensiv" einbezogen werden, wünscht sich der Fachverbands-Obmann.

"Spätestens 2019" sollte man in die legistische Umsetzung gehen. Die wichtigste Maßnahme der neuen Regierung sei: "die Schüchternheit abzulegen", sich mit solchen Themen zu befassen – wie sie die Vorgängerkabinette der letzten zehn Jahre gezeigt hätten.

Nachholbedarf bei KMU

Mit der Reform könnten mehr Menschen ins Pensionskassen-System einbezogen werden, meinte Zakostelsky. Derzeit liege die Durchdringung erst bei einem Viertel: 23 bis 24 Prozent sind von einem Pensionskassen-Vertrag erfasst. "Wir gehen davon aus, dass der Ausbau in den nächsten Jahren voranschreiten wird."

Vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben (KMU) sei die Durchdringung noch niedriger – verglichen mit Großunternehmen. Hier bestehe noch Nachholbedarf, auch wenn die Neuverträge schon zu 90 Prozent in Richtung KMU gingen. Voriges Jahr gab es rund 130 neue KMU-Verträge. Insgesamt verfügen 14.400 heimische Firmen über einen Pensionskassen-Vertrag.

Veranlagungserfolg

Zu Jahresende bezogen bereits 98.849 Menschen eine Firmenpension – und heuer wird man mit Sicherheit die 100.000er-Marke knacken können, zeigte sich Fachverbands-Geschäftsführer Fritz Janda zuversichtlich. Im Schnitt betrugen die Zusatzrenten dabei 483 Euro im Monat. Mit Leistungen von 668 Millionen Euro waren die Pensionskassen 2017 der größte private Pensionszahler in Österreich. Samt 826.577 erwerbstätigen Menschen betrug die Gesamtzahl der Berechtigten zu Jahresende 925.426, um 2,5 Prozent mehr als Ende 2016.

Dank einer sehr guten Entwicklung an den Aktienmärkten erzielten die Pensionskassen 2017 ihren besten Veranlagungserfolg seit mehreren Jahren. Die veranlagten Gelder gewannen 6,13 Prozent an Wert. Noch besser als voriges Jahr performten die Pensionskassen zuletzt 2014 mit 7,82 Prozent, das letzte negative Jahr gab es 2011. Seit dem Start der Branche vor 27 Jahren betrug der Veranlagungserfolg im Durchschnitt 5,55 Prozent pro Jahr.

Aktienanteil abgebaut

Zuletzt veranlagten die zehn Kassen über 22,6 Milliarden Euro Vermögen, um 1,2 Milliarden oder 5,8 Prozent mehr als Ende 2016. Der Großteil der Gelder steckte zum Jahresultimo 2017 mit 54,9 Prozent in Anleihen, wiewohl der Anleihenanteil leicht gesunken ist: Ende September hatte er 56,7 Prozent betragen, Ende 2015 noch 65,8 Prozent.

Im Gegenzug haben die Pensionskassen den Aktienanteil sukzessive ausgebaut – zuletzt allein im vierten Quartal von 36,1 auf 37,6 Prozent; Ende 2015 hatte er nur 28,2 Prozent betragen, also fast zehn Prozentpunkte weniger. Zakostelsky erwartet, dass die Aktienquote heuer nicht mehr weiter erhöht wird, eventuell aber die Anleihenquote.

Gutes Wirtschaftswachstum

An den Aktienmärkte gebe es doch schon eine gewisse Ausreizung, meinte der Fachverbands-Obmann. Die Entwicklung der Aktienkurse werde heuer keine Einbahnstraße sein, sondern es könne auch Gewinnmitnahmen geben, wenngleich die Aktienaussichten sehr gut seien.

Das Wirtschaftswachstum sei 2018 "wahnsinnig gut", nicht nur in Österreich und Europa. Die EZB-Politik sei nach wie vor sehr locker. Er gehe davon aus, dass im dritten oder spätestens vierten Quartal die Anleihenkäufe weitgehend auslaufen. "Spätestens Ende 2018 wird diese lockere Geldpolitik deutlich zurückgefahren", so Zakostelsky, vor allem da die US-Fed die Zinsen weiter erhöhen werde. (APA, 15.1.2018)