Harte Worte seien gefallen, aber nicht diese, sagte Trump.

Foto: APA / AFP / Brendan Smialowski

Selten hat die Äußerung eines Präsidenten ein derart verbreitetes und empörtes Echo ausgelöst wie die rhetorische Frage Donald Trumps, warum so viele Bewohner lateinamerikanischer und afrikanischer "Dreckslöcherländer" Aufnahme in den USA gefunden hätten. Sowohl Sprecher des Vatikans wie der UN-Menschenrechtskommission in Genf äußerten sich am Wochenende entsetzt über die Äußerungen des US-Präsidenten, die dieser während einer Begegnung mit republikanischen und demokratischen Senatoren in der vergangenen Woche von sich gegeben haben soll.

Mehrere afrikanische Regierungen bestellten die US-Botschafter in ihren Hauptstädten ein, um sie zu einer Erklärung aufzufordern. In New York trafen sich am Samstag zahlreiche afrikanische UN-Botschafter zu einer Sondersitzung, um ihr "Entsetzen" über die "abscheulich rassistischen und fremdenfeindlichen Ausführungen" des US-Präsidenten auszudrücken – ihrer Empörung schloss sich auch ein Sprecher der Afrikanischen Union in Addis Abeba an. Unterdessen gab der US-Botschafter in Panama seinen Rücktritt bekannt: Unter der derzeit in Washington amtierenden Regierung könne er seinen Dienst nicht fortsetzen, erklärte der Karrierediplomat John Feeley.

Trump dementiert

Donald Trump selbst setzte sich gegen Rassismusvorwürfe zur Wehr. "Ich bin die am wenigsten rassistische Person, die Sie je interviewt haben, das kann ich Ihnen sagen", antwortete er in der Nacht auf Montag in seinem Golfclub in West Palm Beach, Florida, auf entsprechende Fragen der Medienvertreter. Auf Twitter schrieb er, es seien harte Worte gefallen, aber nicht jene, die ihm vorgeworfen würden. In aller Welt hatten Journalisten es schwer, Trumps Ausführungen über die "shithole countries" in ihre Sprache zu übersetzen. Deutschsprachige Medien gingen dazu über, statt des wörtlichen "Scheißlochs" das Wort "Drecksloch" zu benutzen.

Richtlinie nach Beleidigung

Der "Jiji Press" im höflichen Japan fiel nichts Gröberes als "Toilettenländer" ein, die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap beließ es sogar bei "Bettelhöhlen". Auch Chinas "People's Daily" übersetzte harmlos mit "schlechten Ländern", und Taiwans Nachrichtenagentur CNA kam aus unbekannten Gründen auf die Formulierung: "Länder, in denen Vögel keine Eier legen".

In Afrika, wo neben Französisch überwiegend Englisch gesprochen wird, schlug die Beleidigung indessen tief ein. Neben Ghana und Südafrika berief auch der Musterstaat Botswana den US-Botschafter ein: Ob mit dem "Scheißloch" auch das Touristenparadies gemeint sei, wollte die Regierung in Gaborone wissen.

Das State Department sah sich genötigt, seinen Emissären eine Handreichung zuzuschicken: Die Botschafter sollten betonen, welche Ehre es sei, in dem jeweiligen Land postiert zu sein, und welch "großen Respekt sie für die afrikanischen Völker und alle ihre Staaten" hätten, heißt es darin. (Johannes Dieterich aus Johannesburg, 15.1.2018)