Wien – Drei Zentimeter können viel bewirken: mehr Platz im Kofferraum, mehr Beinfreiheit. VW hat die 30 Millimeter gut genutzt, den Radstand gestreckt und für den Polo so viel Platz herausgeholt, wie der Dreier-Golf in den 1990er-Jahren gefühlt hatte. Genau kennt den Unterschied wohl kaum jemand, es ist zu lang her. Wir wissen das, denn wir sind seinerzeit beide Kisten gefahren (bis wir kein Pickerl mehr bekamen).
Fest steht: Heute hat im fein herausgeputzten "Beats"-Test-Polo der Pipsi-Hund am Boden hinter dem Beifahrersitz Platz, und vorn kann trotzdem ein ausgewachsener Mann halbwegs bequem sitzen. Abseits der Größe lohnt der Vergleich mit den ersten Golf- und Polo-Generationen allerdings nicht, er wäre unfair gegenüber den alten Modellen, die sich nicht mehr wehren können.
Wie im wirklichen Leben haben Wachstumsschübe meist Nebenwirkungen. Beim "Beats"-Test-Polo nicht in der Hardware – der Drei-Zylinder-Turbo-Benziner rennt wie ein munteres Wiesel (auch auf der Langstrecke, ohne dabei unangenehm laut zu werden) -, sondern in der Software. Dem Mediasystem "beatsound" mit wattstarkem Sound sollten die Ingenieure bei Gelegenheit ein Update angedeihen lassen. Denn es hängt sich bisweilen auf, kann den MP3-Player nicht mehr auslesen und braucht dann einen Kaltstart, um wieder auf Touren zu kommen.
Auch der nützliche, aber bei Kleinwagen im Grunde entbehrliche Park-Pilot hat immer wieder Schwierigkeiten, sich nach dem Einsatz wieder ordnungsgemäß ins Off zu verfügen. Aber das sind Kleinigkeiten, die sich leicht beheben lassen sollten.
Insgesamt hat VW in den Kleinwagen viel hineingepackt, was bisher teureren Modellen vorbehalten war: adaptiver Tempomat, LED-Scheinwerfer, Multikollisionsbremse, Toter-Winkel- oder Berganfahrassistent. Auch das klassische Autoradio hat ausgedient. Es gibt jetzt ein Infodisplay mit Touchscreen, das individuelle Einstellungen der serienmäßig analogen Anzeigen rund um den Tacho ermöglicht. Wer allerdings ein profanes Navi haben will, muss dafür extra zahlen. Das ist eine Schwäche – auch des augenscheinlich auf junges Publikum abgestellten "Beats": Zahlreiche Assets gibts nur gegen Aufpreis.
Das führt den Polo schnell in Gefilde jenseits enger Budgetkorsetts junger Leute. In der rot-grauen Kunststoff-Kombi des Armaturenbretts setzt sich zwar die sportlich-elegante Linienführung der Außenlackierung fort, sie wirkt aber etwas "boch'n", um den Befund des jungen Mannes bei der Autovermietung weiterzugeben. (Luise Ungerboeck, 22.1.2018)