Palfrader steht in "Allein" zu seinem bedingungslosen Atheismus.


Foto: Karl Schöndorfer

Wien – Ganz dunkel erinnert man sich noch. Irgendwann zwischen Taxi Orange und Starmania dürfte es im öffentlich-rechtlichen Röhrenfernsehen unter Schwarz-Blau I einmal eine Spaßsendung gegeben haben, bei der wehrlosen Beserlpark-Wienern peinliche Streiche mit versteckter Kamera gespielt wurden. Ein Star dieser Sendung mit dem Jugendsprachetitel Echt fett war Robert Palfrader.

Am Mittwochabend stand der Publikumsliebling im Wiener Rabenhof-Theater zum ersten Mal als Solist auf der Bühne. Titel des Programms: "Allein".
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Neben seiner Menschenkenntnis, die sich aus einer Vergangenheit als Kaffeehaus- und Würstelstandbetreiber speist, überzeugte Palfrader schon damals mit guter Figur in Kostümen aus der Erwachsenenabteilung beim Faschingsprinzen. Ab 2007 führte ihn dieses Talent direkt zu seiner Leib- und Lebensrolle als Robert Heinrich I in Wir sind Kaiser. Der Erfolg der Habsburg-Blödelei sowie zahlreiche Nebenschauplätze (u. a. Braunschlag) sorgten dafür, dass ihn von nun an nicht mehr nur Szenekenner, sondern auch Onkel Hansi und Tante Uschi von Tulln bis Tauplitz zu ihren Lieblingskomödianten zählten.

Im Tandem mit Florian Scheuba und Thomas Maurer gelangen ihm als Wir Staatskünstler auch Ausflüge ins politische Satirefach. Nur an ein Solo hat sich Palfrader – der nicht immer alles selbst schreibt, was er zu sagen hat – nicht herangewagt. Jetzt aber war es so weit. Im Rabenhof präsentierte er das Soloprogramm Allein.

Bei dem versuchten Stand-up schaltet man zwar öfter auf Stand-by – denn ein Gag-Feuerwerk bietet Palfrader diesmal nicht. Dafür macht er umso deutlicher, worum es ihm überhaupt einmal ganz grundsätzlich geht: "Alle Religionen find' ich gleichermaßen fetzendeppert", sagt er und ärgert sich über Leute, die ihm "die Rechtsgenossenschaft aufkündigen" und ihre heiligen Bücher über unsere Verfassung stellen.

Putzmittelräusche beim Heer

Illustriert wird die "Fetzendeppertheit" mit der unter Theologen tatsächlich einmal sehr heiß diskutierten Frage, ob die Vorhaut vom Jesuskind eigentlich auch in den Himmel aufgefahren ist. Wenn nicht, würde sie Palfrader gern einer Genanalyse unterziehen, um den Mysterien des Seins endgültig auf den Grund zu gehen.

Lustig wird es, wenn Palfrader in Allein ganz profan nach seiner eigenen Genese gräbt: Da geht es um Vorfahren aus dem kaukasischen Raum oder Putzmittelräusche in der Bundesheerzeit; später dann um Erfahrung mit Fans, die glauben, sie müssten ihm bei jeder zufälligen Begegnung den neuesten Witz erzählen. Eine Bürde, die dem "Kaiser" schon auch ganz schön auf den A gehen kann: "Ich geh' ja auch nicht zu meinem Zahnarzt und sag', 'Mach' auf die Pappn, ich will schauen!'"

Ganz ohne Schwächen ist Allein nicht. Es hapert noch bei Übergängen und zündenden Einfällen. Stark wird Palfrader aber, wenn er darstellt und parodiert. Sehr komisch führt er dann etwa vor Augen, dass das verrenkte Tschicken und Auf-die-Uhr-Schauen in den Achtzigerjahren noch ein bisserl graziler war. (Stefan Weiss, 18.1.2018)