Keine 200 Meter hinter dem Starthaus der berühmten Hahnenkamm-Abfahrt, inmitten eines kleinen Waldes, steht das Blockhaus von Horst Ebersberg. Es ist die mit Abstand exklusivste Immobilie von ganz Kitzbühel.

"Mein Vater, der das Haus gebaut hat, kam in den 1920er-Jahren nach Kitzbühel. Er war Arzt sowie begeisterter Sportler, der schon 1908 Skirennen gefahren ist und den Ort daher aus seiner Studienzeit in Innsbruck kannte. Hier lernte er seine zweite Frau, meine Mutter, kennen. Als mein damals achtjähriger Bruder Lothar im Film "Der weiße Rausch" von Arnold Fanck mitgespielt hat, kam die Mutter zu ein bisschen Geld. Mit den Diäten, die sie für die monatelangen Dreharbeiten am Arlberg erhielten, hat sie um damals 1.500 Schilling dieses Grundstück direkt am Hahnenkamm gekauft.

"Ich habe für dieses Haus im Lauf der Zeit Kaufangebote erhalten, die sind unglaublich. Aber es ist natürlich unverkäuflich." Horst Ebersberg vor seinem Haus in Kitzbühel.
Foto: Günter Wett

Seinerzeit gab es in Kitzbühel Pläne, hier oben mit Leuten wie dem Maler Alfons Walde und dem Architekten Clemens Holzmeister eine Künstlerkolonie zu errichten, daher waren die Grundstücke parzelliert. Doch dieses Vorhaben wurde letztlich nie verwirklicht.

Die Pläne für unser Haus hat mein Vater selbst gezeichnet. Im Sommer 1933 begannen die Bauarbeiten, die im Sommer darauf abgeschlossen wurden. Es gab damals bereits die Seilbahn, aber nur die Fenster wurden damit angeliefert. Die massiven Holzstämme für das Blockhaus wurden mit Pferdefuhrwerken von der Ehrenbachhöhe herangekarrt, die ungefähr einen Kilometer entfernt ist. Sie wurden in Handarbeit behauen.

Foto: Günter Wett

Innen hat man damals schon zu hundert Prozent biologischen Binsenputz aus Schilf eingesetzt. Aber nur, weil es nichts anderes gegeben hat. Interessant dabei ist, dass wir zuletzt vor über 30 Jahren geweißelt haben, aber die Wände werden trotzdem nicht dreckig. Strom und fließendes Wasser hatten wir von Beginn an, nur das Telefon kam später.

Eine echte Besonderheit ist die Badewanne im ersten Stock. Damals gab es in ganz Kitzbühel noch keine und selbst in den Hotels höchstens eine pro Stockwerk. Warmwasser wurde zu Beginn mit einem Gasboiler erhitzt, weil die Stromleitungen noch nicht stabil genug waren, um solche Gerätschaften anzuschließen.

Foto: Günter Wett

Ich habe hier oben eine wunderschöne Kindheit gehabt. Mein Schulweg war ab der zweiten Klasse Volksschule im Winter die Streif. Da sind wir durch den Tiefschnee runter. Ich fahre heute noch gern am frühen Morgen ein paar Runden. Das Rennen ist für mich wie ein alter Film mit neuer Besetzung. 1955 war ich selbst am Start und habe trotz Sturz noch den sechsten Platz geholt.

In den schweren Zeiten während des Krieges hat die Mutter im Haus Zimmer vermietet. Unsere Wohnung im Ort hatten wir aufgegeben, wegen der vielen Flüchtlinge damals. Es war auch sicherer hier am Berg. Ein häufiger Gast war in dieser Zeit Leni Riefenstahl, die meine Mutter bei den Dreharbeiten zum "Weißen Rausch" kennengelernt hat. Aber Riefenstahl mochte keine Kinder und besonders mich nicht, weil ich ihr einmal zornig angedroht hatte, sie im Klo runterzuspülen. Ich konnte sie nämlich auch nicht leiden. Bei Kriegsende wollte sie sich hier verstecken, was die Eltern aber nicht zugelassen haben.

Foto: Günter Wett

Ich habe für dieses Haus im Lauf der Zeit Kaufangebote erhalten, die sind unglaublich. Diese Summen will ich gar nicht wiederholen. Aber es ist natürlich unverkäuflich. Denn es ist mein absoluter Lieblingsplatz in Kitzbühel. Im Ort unten gefällt mir mittlerweile nur mehr der Friedhof.

Hier am Berg habe ich meine Ruhe. Am liebsten sitze ich im Kobel, meinem Fumatorium beim Eingang, rauche Zigaretten und höre Radio. Das ist mein Rückzugsort, wenn die Weiberleut da sind und in der Stube drinnen tratschen. Ich schau derweil den Vogerln und Eichhörnchen zu, denen ich draußen was zum Fressen aufgehängt habe." (20.1.2018)