Warschau – Das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) sucht mit Hilfe der internationalen Polizeiorganisation Interpol nach ehemaligen NS-Tätern. Ein Sonderteam der Behörde habe eine Liste von 1.600 SS-Leuten erstellt, die in ehemaligen deutschen Konzentrationslagern in Polen tätig waren und noch am Leben sein könnten, sagte IPN-Ermittler Robert Janicki am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Dies wolle die Behörde mit Hilfe von Interpol überprüfen und herausfinden, wo sie sich aufhalten. Es sei die letzte Möglichkeit, ehemalige NS-Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Janicki. Das IPN leistet in Polen historische Aufklärung, kann aber auch staatsanwaltlich ermitteln.

Die IPN-Ermittler hätten vor allem die Geburtsdaten der NS-Verbrecher als Suchkriterium genommen und sich auf jüngere SS-Männer konzentriert, die noch am Leben sein könnten, sagte Janicki. Dadurch grenzte die Behörde die Liste von rund 23.000 auf die nun gesuchten 1.600 Namen ein. Fast 400 davon habe IPN bereits an Interpol weitergeleitet. Weitere sollten folgen.

In Polen verjähren Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Genozid nicht. Insgesamt sind nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" bei IPN 650 Ermittlungen wegen NS-Verbrechen anhängig. Zu den Beschuldigten zählen vor allem Deutsche, aber auch Österreicher, Weißrussen, Ukrainer oder Letten. (APA, 20.1.2018)