Um das altbewährte Schulnotensystem gleich einmal gnadenlos auf das neue Konzept des Bildungsministers anzuwenden: Für die anvisierte Erhöhung der Zahl an Sprachstunden für Schüler mit schlechtem Deutsch gebührt Heinz Faßmann ein glattes "Sehr gut". Doch seine Ausführungen zur praktischen Umsetzung der Förderklassen bringen es bestenfalls zu einem "Genügend" – und was den Verkauf seines Modells betrifft, erinnert der an die frühere Betragensnote "Wenig zufriedenstellend".

Denn grundsätzlich ist es zwar zu begrüßen, dass der Minister Kindern mit mangelnden Deutschkenntnissen schon bei Schulein- und -übertritt umfangreiche Sonderförderung bis zum Erlernen der hiesigen Sprache verpassen will – und das darf freilich auch einiges kosten, keine Frage.

Doch machen wir uns nichts vor: Wer in so einer Deutschklasse landet, und das werden freilich vorwiegend Flüchtlings- und Migrantenkinder sein, kann damit auch ins soziale Abseits gefördert und befördert werden. Denn Knirpse, aber auch Adoleszente, die kein Österreichisch beherrschen – von Hochdeutsch kann in unseren Breiten ja oft gar nicht die Rede sein -, in Extraklassen zusammenzufassen, bevor sie zum regulären Unterricht zugelassen werden, birgt weiterhin sozialen Sprengstoff.

Man braucht kein studierter Pädagoge zu sein, um das zu wissen: Separiertes Lernen an einer Schule führt mitunter auch zu Reibereien zwischen den angeblichen Deutschkönnern und den sprachlichen Underdogs ("Ich geb Dir Watsche mit Fuß!") – und so entstehen wohl erst recht von Schulbeginn an wieder feste Freundschaften zwischen "außerordentlichen Schülern", die sich nur beim Turnen, Zeichnen, Werken, Musizieren, wie vom Minister vorgesehen, unter die Gleichaltrigen mischen dürfen. So kann an Schulen mit hohem Ausländeranteil durchaus ein hochexplosives Zweiklassensystem entstehen, an das sich alle ein Leben lang nur allzu ungern erinnern werden.

Die Lösung des Problems wäre im Idealfall also sehr wohl Zusatzförderung für die Zugewanderten – und zwar durchaus in ähnlich hohem Ausmaß, wie es Faßmann vorsieht; doch allemal besser im und nach dem gemeinsamen Unterricht. Fragen zu seinem Modell, was zu tun ist, wenn an einer Schule ein Jahrgang wesentlich mehr zugewanderte als einheimische Kinder aufweist, konnte der Minister nicht beantworten. Ebenso wenig, ob vor und während der standardisierten Sprachtests auch Experten, die die Muttersprache der Kinder beherrschen, zugegen sein werden. Seine Antwort lautete: "Das ist nicht die relevante Frage. Es geht um Deutsch als Unterrichtssprache!"

Stattdessen war bei Faßmanns Präsentation viel von "Kompetenzmessung", "Screening", "Treffsicherheit" und Deutscherlernen "in konzentrierter Art und Weise" die Rede. Vielleicht sollten auch einige Regierungsmitglieder einmal einen Förderkurs belegen – wie wär's mit Empathischer Kommunikation, Teil I? (Nina Weißensteiner, 22.1.2018)