Sorry! Wofür?

Foto: Handlbauer

"Entschuldigung, Herr Ober, ich würde gerne zahlen!" – "Verzeihen Sie, hätten Sie kurz Zeit?" – "Sorry, kann ich bitte vorbei?" Sätze, die wir alle kennen und im Alltag schon oft verwendet haben – vor allem Frauen.

Women in the World

Aber nicht nur nur in Hollywood-Filmen, wie dieses Video zeigt, bitten Frauen ständig um Verzeihung. 75 Prozent der Entschuldigungen stammen von Frauen, hat eine Untersuchung von Janet Holmes von der neuseeländischen Victoria University Wellington ergeben. Soll man den eigenen Standpunkt und die eigene Expertise in einem Meeting darlegen, braucht es oft ohnehin viel Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Wird all das aber gleich einmal mit einem Sorry eingleitet, schwächt es die Wertigkeit und Wichtigkeit des Gesagten. Leitet man ein berufliches Gespräch mit dem Vorgesetzten mit "Entschuldigung, darf ich kurz stören?" ein, entschuldigt man sich eigentlich dafür, den eigenen Job zu machen.

Sorry als Kommunikationsmittel

Der Grund, warum sich Frauen häufiger entschuldigen, hat Karina Schumann von der kanadischen University of Waterloo in einer Untersuchung ausfindig gemacht. Frauen sehen demnach schlicht die Notwendigkeit für eine Entschuldigung schneller, während Männer häufig Fehlverhalten als weniger gravierend wahrnehmen und daher ein Sorry für nicht notwendig erachten.

Diese Entschuldigungseinleitung klingt beinahe wie ein rhetorisches Stilmittel – und ist es zum Teil auch, denn es wird ein Subtext damit vermittelt. Dabei gibt es drei Formen von Entschuldigungen, so die "Süddeutsche Zeitung": "Die Hab-mich-lieb-Entschuldigung, die Harmonie um jeden Preis vorsieht. Die Tu-mir-nichts-Entschuldigung, bei der es darum geht, Streit zu vermeiden, und die sich typischerweise vor allem dann zeigt, wenn unterschiedliche Hierarchieebenen vorliegen. Und die dritte und heilloseste Form der Entschuldigung: die überflüssige Ich-habe-versagt-Entschuldigung."

Beginnen Sie Ihre Sätze häufig mit einer Entschuldigung?

Wie beurteilen Sie bei anderen diese Sorry-Einleitungen? Sind Sie sich dessen bewusst, und vermeiden Sie diese Formulierungen? Und wie geht es Ihnen nach einem selbstbewussten "Sorry, not sorry!" (Judith Handlbauer, 6.2.2018)