Der Hadrianstempel ist eines der bekanntesten Monumente der antiken Ruinenstadt. Seit mehr als 120 Jahren wird Ephesos unter der Leitung österreichischer Archäologen erforscht.

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Istanbul – Die österreichischen Archäologen dürfen ihre Grabungstätigkeit in der antiken Stadt Ephesos an der türkischen Westküste wiederaufnehmen. Das teilte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) mit.

"Durch die Ereignisse und Schritte in Österreich haben wir die archäologischen Unternehmen in Ephesos gestoppt. Wir möchten diese wiederaufnehmen", sagte Çavuşoğlu nach einem Treffen mit Kneissl im geschichtsträchtigen Dolmabahçe-Palast in Istanbul. Er sprach davon, dass die Grabungen "eine gewisse Symbolkraft für Österreich" hätten.

Kneissl zeigte sich erfreut und betonte, dass ihre Erwartungen an den Besuch übertroffen worden seien. Ephesos sei eine symbolische Frage. "Das ist eine wissenschaftliche Arbeit mit einer wirtschaftlichen, touristischen Dimension, die uns schon seit 1895 verbindet."

Grabungsleiterin erleichtert

Die Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI), Sabine Ladstätter, zeigte sich von der Nachricht überwältigt. "Das ist unglaublich, die Erleichterung ist groß", so Ladstätter, die sich derzeit in Abu Dhabi aufhält. Man habe vor Weihnachten den Antrag auf Erteilung der Grabungsgenehmigung bei den türkischen Behörden eingereicht, Außenministerin Kneissl habe ihr zugesichert, die Sache persönlich in die Hand zu nehmen.

Üblicherweise würde die Grabungssaison in Ephesos im März beginnen, aufgrund der neuen Situation werde sie aber voraussichtlich bereits kommende Woche in die Türkei reisen, sagte die Archäologin. Am Freitag ergänzte Ladstätter, sie und ihre Kollegen sehen die Aufhebung des Grabungsstopps als "Auftrag, unser Bestes für Ephesos zu geben".

Sie dankte Kneissl und Çavuşoğlu für ihr Engagement. "Aufgrund der positiven Nachrichten aus der Türkei werden wir uns nun auf die Vorbereitung der Projekte konzentrieren und sehen mit Freude dem Beginn unserer Arbeiten entgegen", so Ladstätter.

Weitere Reaktionen

Die ebenfalls in der Türkei aktive Direktorin des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Barbara Horejs ereilte die Nachricht ebenfalls in Abu Dhabi.

Horejs erklärte im Gespräch mit dem STANDARD, Details seien ihnen noch nicht bekannt. "Wir feiern gerade", sagte die OREA-Chefin, die seit mehr als zehn Jahren eine jungsteinzeitliche Siedlung am Çukuriçi Höyük im Westen der Türkei erforscht.

"Äußerst erfreut über diese positive Entwicklung" zeigte sich auch der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Anton Zeilinger, zu der das ÖAI gehört. "Ephesos ist eines der wissenschaftlichen Flaggschiffe Österreichs im Ausland. Von der Erforschung dieses Weltkulturerbes profitieren nicht nur die Wissenschaften, sondern alle Menschen", so Zeilinger.

Hintergrund

Die österreichischen Archäologen hatten ihre Arbeit im September 2016 einstellen müssen. Es handelte sich um eine Reaktion auf die ultimative Forderung Österreichs, die EU-Beitrittsverhandlugen mit der Türkei abzubrechen. Erste Anzeichen einer Entspannung gab es im September 2017: Damals wurde österreichischen Archäologen eine Rückkehr in die Türkei erlaubt, die Grabungslizenzen für Ephesos und Limyra blieben aber blockiert. (APA, red, 26.1.2018)