Für die Physiker des "Bulletin of the Atomic Scientists" hat die "Doomsday Clock" den bedrohlichsten Wert seit 1947 eingestellt.

Foto: BAS

Washington/Wien – Die "Uhr des Jüngsten Gerichts" – das ist die wörtliche Übersetzung von "Doomsday Clock" – existiert seit 1947. Ins Leben gerufen wurde sie damals von Forschern rund um das "Bulletin of the Atomic Scientists" (BAS), also dem "Berichtsblatt der Atomwissenschafter". Damit wollten die Physiker drastisch vor Augen führen, wie groß das derzeitige Risiko einer globalen Katastrophe, insbesondere eines Atomkrieges, ist.

Die symbolische Uhr spielt auf die Metapher an, es sei fünf Minuten vor zwölf, wenn ein äußerst nachteiliges Ereignis unmittelbar droht. 1947 wurde sie mit der Zeigerstellung sieben Minuten vor zwölf gestartet und seither in Abhängigkeit von der Weltlage vor- oder zurückgestellt.

Zwei Minuten vor "Mitternacht"

Am Donnerstag hat das "Bulletin" die Doomsday Clock um 30 Sekunden vorgestellt – so wie vor genau einem Jahr. Damit ist der Minutenzeiger in 366 Tagen um insgesamt eine Minute vorgerückt und hält nun also zwei Minuten vor der "Apokalypse". Diese zwei Minuten vor Mitternacht sind ein Rekordwert: Der wurden nur noch in den Jahren nach 1953 erreicht, als die Ängste vor dem Kalten Krieg besonders groß waren.

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Diese Entscheidung hat der BAS-Aufsichtsrat gemeinsam mit einem Sponsorenrat getroffen, in dem mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger vertreten sind. Hauptgrund dafür sei "das Versagen von Präsident Trump und anderen Staatsmännern, sich mit drohenden Bedrohungen durch Atomkrieg und Klimawandel auseinanderzusetzen".

Die Organisation geht davon aus, dass "die Welt jetzt nicht nur gefährdeter ist als vor einem Jahr". Die Situation sei so bedrohlich wie in den bedrohlichsten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, so der theoretische Physiker Lawrence M. Krauss und der Astrophysiker Robert Rosner in einem am Donnerstag veröffentlichten Artikel der "Washington Post".

Die Verlaufskurve der Atomkriegsuhr seit 1947.
Foto: BAS, gemeinfrei

Nordkoreas Atomgefahr

Die nukleare Lage der Welt nur als schrecklich zu bezeichnen, bedeute, die Gefahr – und ihre Unmittelbarkeit – zu unterschätzen, schreiben die Physiker. Sie verweisen auch auf Nordkoreas Nuklearwaffenprogramm, das 2017 bemerkenswerte Fortschritte gemacht habe und die Risiken für sich selbst, andere Länder in der Region und die Vereinigten Staaten erhöht habe. (Klaus Taschwer, 25.1.2018)