Die Josef-Thorak-Straße in Aigen steht seit Jahren in der Kritik. Ein Amtsbericht soll nun der Politik Empfehlungen mit dem Umgang mit NS-belasteten Straßen geben.

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Salzburg – Die Straßennamenkommission in Salzburg hat sich am Freitag mit zwei Bildhauern beschäftigt. Die nach Hitlers Lieblingsbildhauer benannte Josef-Thorak-Straße, die in den letzten Jahren häufig in Kritik geraten ist, steht zur Debatte. Der Thorak-Kult in Salzburg sorgt seit vielen Jahren für Empörung. KZ-Verband, Bürgerliste und Anrainer fordern eine Umbenennung.

Auch mit einer Straße, die nach Gustav Resatz benannt wurde, beschäftigte sich der Beirat. Der Wiener Bildhauer, der auch als Puppenspieler auftrat, war seit 1931 Parteimitglied der NSDAP. Als nächster Schritt soll der Politik ein Sammelamtsbericht vorgelegt werden. Dann wird entschieden, wie die Stadt mit den belastenden Straßen umgeht. Im Raum stehen Umbenennungen oder Erläuterungstafeln.

"Es muss endlich Schluss sein mit der Würdigung prominenter Nationalsozialisten in Salzburg", sagt der Sprecher des KZ-Verbands, Siegfried Trenker. Josef Thorak sei nicht nur der "gottbegnadete" Lieblingsbildhauer von Adolf Hitler gewesen, sondern in seiner Funktion als künstlerischer Berater in der SS-eigenen Porzellanmanufaktur im KZ Dachau auch ein konkreter Täter, erinnert der KZ-Verband. Thorak beschaffte sich KZ-Insassen als Arbeitssklaven. Die Seitenstraße in Aigen soll nach Ansicht des Verbands nach einer Widerstandskämpferin benannt werden. Auch Anrainer der Thorak-Straße haben sich bereits vor Jahren für eine Umbenennung ausgesprochen.

Mehrere Straßen in Salzburg nach Nazis benannt

Für Bürgerlisten-Gemeinderätin Ingeborg Haller reicht eine Erklärungstafel nicht aus. "Thorak wird zum Symbol dafür, wie die Stadt mit Namen belasteter Personen umgeht. Das gehört endlich beendet." Die Rolle des Künstlers und seine Verstrickungen in der NS- Zeit sei zahlreich erforscht und bewertet worden. "Es ist daher 80 Jahre nach dem sogenannten 'Anschluss' notwendig, dass die Fraktionen im Salzburger Gemeinderat Farbe bekennen und sich noch im Jahr 2018 für eine Umbenennung aussprechen", betont Haller.

Der Beirat und die Mitarbeiter des Stadtarchivs setzen sich intensiv mit allen Straßen in Salzburg, die den Namen einer Persönlichkeit tragen, auseinander. Rund 40 Straßen dürften zwischen 1945 und 1990 nach ehemaligen NSDAP-Mitgliedern benannt worden sein. Wie viele es tatsächlich sind und wie die Stadt damit umgehen will, möchte Bürgerlisten-Gemeinderätin Ingeborg Haller nun über eine Anfrage an Vizebürgermeister Bernhard Auinger erfahren. (Stefanie Ruep, 28.1.2018)