Bild nicht mehr verfügbar.

Brexit-Gegner vor dem Westminster-Palast

Foto: REUTERS/Peter Nicholls

London – Eineinhalb Jahre nach der Abstimmung über Großbritanniens Austritt aus der EU würde eine Mehrheit der Briten gern erneut abstimmen. In einer vom Meinungsforschungsinstitut ICM für die Zeitung "The Guardian" erstellten Umfrage, für die Mitte Jänner 5075 Personen interviewt wurden, erklärten 47 Prozent der Befragten, sie würden vor dem Brexit gern noch einmal befragt werden. 34 Prozent lehnten dies ab. Wenn man das knappe Fünftel, das keine Stellungnahme abgab, herausrechnet, ergibt dies 58 gegen 42 Prozent für ein zweites Referendum.

Mays Basis bröckelt

Die britische Regierung steht womöglich erneut vor einer Zerreißprobe in Sachen Brexit: Medien spekulierten am Freitag bereits, die Brexit-Hardliner in der Regierungsfraktion könnten Premierministerin Theresa May bald die Gefolgschaft aufkündigen.

Anlass ist den Berichten zufolge unter anderem Unbehagen über die Pläne der Regierung für eine Übergangsphase nach dem EU-Austritt im März 2019. London will sich bis Mitte März mit Brüssel auf eine etwa zweijährige Umsetzungsperiode für den Brexit einigen.

Brexit-Minister David Davis hatte bei einer Rede vor Wirtschaftsvertretern in der nordenglischen Hafenstadt Middlesbrough die diesbezüglichen Pläne der Regierung vorgestellt. Demnach soll Großbritannien bis zum Ende der Übergangsphase an alle Regeln des europäischen Binnenmarkts und der Zollunion gebunden und der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs unterworfen sein.

Gegen diese Pläne macht der konservative Abgeordnete Jacob Rees-Mogg mobil. Er fordert, die Regierung dürfe sich nicht von der EU den Schneid abkaufen lassen. Rees-Mogg warnt schon lange davor, Großbritannien könne während einer Übergangsphase nach dem Brexit zu einem "Vasallenstaat" der EU werden.

EU-freundlicher Schatzkanzler

Als Anzeichen für die Anspannung in London wurde auch gewertet, dass eine Rede des EU-freundlichen Schatzkanzlers Philip Hammond beim Weltwirtschaftsforum in Davos auf öffentlichen Widerspruch im Regierungssitz Downing Street stieß. Hammond hatte die Hoffnung geäußert, die künftigen Handelsbeziehungen seines Landes zur EU sollten sich nur "sehr moderat" verändern. So könne man den Austritt aus dem Europäischen Binnenmarkt und der Zollunion nicht bezeichnen, hieß es kurz darauf aus der Downing Street. (red, APA, dpa, 26.1.2018)