Sanaa/Aden/Wien – Seit Monaten ist von Brüchen in der saudisch-geführten Koalition im Jemen die Rede, am Wochenende sind sie nun offen zutage getreten: Südjemenitisch-separatistische Gruppen haben am Sonntag den Regierungssitz des jemenitischen Premiers Ahmed bin Dagher in Aden überrannt und eingenommen, bei Zusammenstößen soll es mindestens 15 Tote gegeben haben.

Dagher sprach von einem Putsch und setzte wenig später einen dramatischen Appell ab: Das Schicksal der Koalition sei "in den Händen aller Araber", die Hoffnung liege auf den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).

Partner der Separatisten

Gemeint war das vor allem als Aufforderung: Denn die Emirate hatten zuletzt immer deutlicher gezeigt, dass sie Dagher eben nicht uneingeschränkt unterstützen. Im Gegenteil, sie hatten sich den Separatisten als Partner angedient – und sich von dieser Verbindung auch versprochen, später einmal mehr Einfluss zu haben, wenn es um die Vergabe der wichtigen Häfen im Süden des Jemen geht.

Ob die VAE nun aber bereit sein würden, die separatistischen Gruppen weiter zu unterstützen, wenn diese die international anerkannte Regierung infrage stellen und bekämpfen, war ungewiss.

Wechselnde Allianzen

Immerhin stellen die VAE gemeinsam mit Saudi-Arabien den Löwenanteil jener Truppen zur Verfügung, die sich im März 2015 zusammengetan hatten, um die jemenitische Regierung gegen die Huthis und ihre Verbündeten – darunter vor allem den Iran – zu verteidigen, die zuvor große Teile des Landes und auch die Hauptstadt Sanaa eingenommen hatten.

Der Konflikt zwischen der Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi – er stammt aus Aden, verbringt aber die meiste Zeit im saudischen Exil – und den Separatisten hatte sich in der vergangenen Woche besonders verschärft. Die Separatisten hatten mit dem Argument, die Regierung sei korrupt, zu Protesten aufgerufen. Das Kabinett hatte diese zu verbieten versucht, was wiederum die "Bewegung des Südens" mit einem Ultimatum beantworteten.

Geschenk an den Iran

Premier Dagher bezeichnete die Konfrontation innerhalb der Saudi-geführten Allianz in seiner Ansprache am Sonntag als "direktes Geschenk an die Huthis und den Iran". Und tatsächlich fallen die Zusammenstöße just in einen Moment, in dem die Rebellenregierung in Sanaa den Eindruck erweckte, ins Hintertreffen geraten zu sein. Erst im Dezember war es dort zu inneren Konflikten gekommen, als der Ex-Präsident des Landes, Ali Abduallah Saleh, der sich mit den Huthis zuvor verbündet hatte, versuchte, sich wieder loszusagen. Saleh wurde nach mehreren Tagen harter Kämpfe von den Huthis getötet.

Für die notleidende Bevölkerung im Jemen ist das Aufflammen von Kämpfen an einer weiteren Front eine neue desaströse Nachricht. Schon bisher sind nach Angaben der Uno mehr als 20 Millionen Jemenitinnen und Jemeniten von internationaler Hilfe abhängig. Sieben Millionen standen im Dezember demnach vor einer Hungersnot. Mehr als eine Million Menschen soll an Cholera erkrankt sein. (mesc, AFP, Reuters, 29.1.2018)