Eigenwillig in der Interpretation wie immer – Hélène Grimaud.

Foto: Henneck

Wien – Eine Erstaufführung und zwei gewichtige Meisterwerke des 20. Jahrhunderts: Mit diesem ambitionierten Programm gastierte das Orchester der Zürcher Oper, die Philharmonia Zürich, im Konzerthaus. Ein Aushang informierte, dass Teodor Currentzis das Dirigat des zeitgenössischen Stücks zurückgelegt habe – dem Vernehmen nach sollen ihm die Proben zu wenige gewesen sein.

Er wolle jedoch eine Aufführung mit seinem Orchester MusicAeterna baldmöglichst nachholen. Zehn Tage hatte Hans-Peter Achberger, eigentlich Soloschlagzeuger bei der Philharmonia, Zeit für die Vorbereitung auf die Erstaufführung von Dieter Ammanns glut, einem komplexen Gefüge aus wundersamen Farbvisionen.

Und er überraschte damit doppelt, indem er das zwanzigminütige Stück erstens auswendig dirigierte und zweitens dabei auch ansonsten absolut souverän agierte. Mit staunenswerter Akribie und Sinn für die vielschichtigen Klangvisionen realisierte Achberger, der bereits auf drei Kontinenten als Dirigent reüssiert hat, das bis zum Bersten gefüllte Werk, das neben orchestralen Schönklang reduzierte Geräuschklänge stellt, oszillierende Texturen mit Regungslosigkeit mischt und all dies wie aus einem Guss miteinander vermittelt.

Kein Wunsch offen

Das Orchester ließ hier wie im Folgenden keinen Wunsch offen, auch als anschließend Currentzis zunächst für das Klavierkonzert von Maurice Ravel das Pult erklomm. Mit der von ihm gewohnten überschäumenden Lust an spontaner Zuspitzung und unmittelbarer Sinnlichkeit entfachte er das gewohnte Feuerwerk, während Solistein Hélène Grimaud ein weiteres Mal ein Beispiel ihrer Eigenwilligkeit gab – etwas unterkühlt im Adagio, bei aller vordergründigen Virtuosität etwas gebremst in den Ecksätzen.

Bei der Feuervogel-Suite von Igor Strawinski schöpften Dirigent und Orchester dann nochmals aus dem Vollen: mit viel Energie bei Currentzis und ebenso viel Präzision bei der Philharmonia. Die Uraufführung von Ammanns Stück mit dem Tonhalle-Orchester Zürich unter dem Dirigat von Markus Stenz kann man übrigens online auf dem weltgrößten Videoportal nachhören – eine Empfehlung! (Daniel Ender, 29.1.2018)