Athen – Die griechische Polizei weigert sich, Notariate zu bewachen, die Zwangsversteigerungen von Immobilien exekutieren sollen, deren Besitzer in eine Zahlungsrückstand gegenüber der öffentlichen Hand oder Banken geraten sind. Zuletzt hatte es laut Medienberichten gegenüber derartigen Institutionen Drohungen oder Übergriffe von Betroffenen oder Bürgerbewegungen gegeben.

Die Polizei sollte in Folge zur Bewachung abgestellt werden. Die Polizeigewerkschaften schickten aber jüngst Protestbriefe an den Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, und an politische Parteien, in denen sie einerseits die mangelnde Planung dieser Einsätze betonten, andererseits klarstellten, nicht die "Rolle der Liquidatoren" spielen zu wollen. In griechischen Medien wurde die Panhellenische Polizistenvereinigung (POASY) zudem mit folgenden Worten zitiert: "Wir werden die Griechen nicht obdachlos machen."

Negative Stimmung befürchtet

POASY hob auch hervor, dass die öffentliche Sicherheit in Gefahr sei, wenn die Beamten zum Schutz von Notariatskanzleien oder Bankinstituten abgezogen würden. Zudem würde das Renommee der Exekutive leiden bzw. eine negative Stimmung gegen sie erzeugt werden. An sich war von 150 Beamten die Rede gewesen, die zu den Sicherungsmaßnahmen eingeteilt würden. Die Polizei argumentierte jedoch, dass eine vielfache Anzahl notwendig sei, wenn die Bewachung konsequent erledigt werden solle.

Im Zuge der Finanzkrise kam es in Griechenland des öfteren zu zwangsweise angeordneten Versteigerungen. Sie wurden meist von heftigen Bürgerprotesten begleitet, gelegentlich kam es zu Übergriffen. Der Notariatsverband hatte sich freilich sogar selbst gegen die Zwangsversteigerungen von Wohnungen ausgesprochen. Es sei Aufgabe des Staates und der Politik, verarmte Bürger zu schützen, hieß es in einer Protestnote.

Fast die Hälfte der griechischen Bevölkerung ist aufgrund der Finanzkrise – zum Teil sehr hoch – verschuldet. Tausende insolvente Bürger könnten so ihren Erstwohnsitz verlieren. (APA, 29.1.2018)