Präsentierten den dritten Statusreport (v.l.): Martin Zandonella (UBIT Berufsgruppensprecher IT), Alfred Harl (Fachverbandsobmann UBIT), Gerald Steinhardt (Vorsitzender Informatik Austria) und . Norbert Wohlgemuth, (Kärntner Institut für Höhere Studien, kurz: KIHS).

"Die Branche sucht dringend qualifizierte Fachkräfte. Laut AMS sind die offenen Stellen im IT-Bereich von 2015 auf 2017 um das Doppelte gestiegen", bekräftigt Martin Zandonella, Berufsgruppensprecher der IT des Fachverbands UBIT. Pro unbesetztem IT-Job gehen der österreichischen Wirtschaft rund 160.000 Euro jährlich an Wertschöpfung verloren, rechnet Zandonella vor. Und die Situation werde sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen.

Der Gesamtwirtschaft fehlen über 10.000 qualifizierte IT-Fachkräfte. Dem Wertschöpfungsverlust stehen Ausbildungskosten für einen Masterstudienplatz von rund 14.000 Euro jährlich gegenüber. "Projekte, die in Österreich nicht umgesetzt werden können, wandern ab und Innovationskraft geht verloren", ergänzt er. Ein paar Monate dauernde Schulungen werden die Situation nicht entschärfen können.

"Mit einem eigenen Digitalisierungsministerium wurde zwar eine langjährige Forderung der Wirtschaftskammer erfüllt. Um zu einer 'Digi-nation' zu werden müssen wir aber noch viel tun", sagt Alfred Harl, Obmann des Fachverbands für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (Ubit) der Wirtschaftskammer.

Forderungen der Wirtschaft

Am Montag wurde der dritte Statusreport IKT (Informations- und Kommunikationstechnik) zu Informatikstudien in Österreich vom Fachverband präsentiert und dementsprechende Forderungen formuliert. Neben einer IT-Offensive braucht es laut Wirtschaftskammer auch einen "herausragenden" Masterplan mit einem Bündel von Maßnahmen zur Stärkung der Digitalisierung, sagt Harl.

Die Wirtschaftskammer fordert unter anderem eine bessere Anrechnung von HTL-Abschlüssen für das Informatikstudium. Viele Studierende arbeiten neben dem Studium, die Drop-out-Quote ist sowohl bei Bachelor-Studiengängen als auch bei Masterstudiengängen hoch. Fast die Hälfte beendet das Studium nicht. Um hier die Chancen für eine Abschluss zu erhöhen, sollte das Studium berufsfreundlicher gestaltet werden. Außerdem sind an den Unis in Wien und Innsbruck sowie an der Technischen Uni Wien die Studienplätze beschränkt, während die Universität Klagenfurt noch freie Kapazitäten hätte. Ein Studierendenleitsystem könnte hier Abhilfe schaffen, sagt Zandonella. Aber ohne entsprechende Ressourcen werde es nicht gehen.

Aktuell zählt man an den österreichischen Universitäten rund 15.700 und an den Fachhochschulen (FH) etwas über 5.000 Informatik-Studierende. Eine "ziemliche Flaute" herrsche allerdings bereits seit Jahren bei den Absolventen, wie Norbert Wohlgemuth vom Kärntner Institut für Höhere Studien (KIHS) ausführte: Etwas über 1.200 Uni-Absolventen und knapp mehr als 1.300 an FH wurden im Studienjahr 2015/16 gezählt. Dem gegenüber stehen hohe Drop-out-Quoten um die 50 Prozent, berichtete der Experte aus dem von ihm mitverfassten "IKT-Statusreport".

Mehr Budget in Ausbildung

"Berlin, München oder London sind uns davongelaufen. Um Österreich zu einem Hot-spot der Informatik auszubauen, braucht es mehr finanzielle Mittel", ergänzt Gerald Steinhardt, Vorsitzender von Informatik Austria. Um dort zu landen, wären kontinuierliche Steigerungen der Mittel um 25 bis 30 Millionen pro Jahr notwendig.

Einig waren sich die Branchenvertreter, dass es deutlich mehr Auseinandersetzung mit "Computational Thinking" an den Schulen brauche. Dort werde die Informatik "als Stiefkind behandelt", sagte Steinhardt. "Nur Tablets zur Verfügung stellen ist nicht ausreichend." Es brauche einen durchgehenden Informatik-Unterricht von der Volksschule bis zur Matura. (ost)