Der frühere Innenminister Karl Schlögl ist heute Bürgermeister im niederösterreichischen Purkersdorf.

Foto: Robert Newald

Wien – Als Karl Schlögl beinahe SPÖ-Chef wurde, befand sich die Sozialdemokratie in einer gar nicht so unähnlichen Situation wie heute: Man schrieb das Jahr 2000, auf Bundesebene war gerade Schwarz-Blau angelobt worden, und die Linke forderte von der frischgebackenen Oppositionspartei, sich klar vom Kurs der Freiheitlichen abzugrenzen. Schlögl gehörte dem rechten Flügel des roten Spektrums an, sein Gegenspieler war der Linkenliebling Caspar Einem. Die Partei übernahm schließlich Alfred Gusenbauer, ein Kompromiss.

Seither fällt der frühere Innenminister (Regierung Klima) und langjährige Bürgermeister von Purkersdorf immer wieder durch Zwischenrufe auf. Vor fünf Jahren hatte Schlögl im niederösterreichischen Landtagswahlkampf seinen "Wunsch" geäußert, dass der Spitzenkandidat der schwarzen Konkurrenz, Erwin Pröll, "eindrucksvoll bestätigt" wird. Entgegen der Parteilinie sprach er sich für die Beibehaltung der Wehrpflicht aus. Bundeskanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann kritisierte Schlögl scharf für dessen liberalen Zugang in der Flüchtlingspolitik.

Förstersohn mit hartem Kurs

Wenn er sich heute also für eine "personelle Erneuerung" der roten Parteispitze ausspricht, kommt das nicht ganz überraschend. Gerade in Asylfragen forderte der Wiener Förstersohn immer wieder eine härte Gangart von der SPÖ ein. Früh schon warnte er vor den Gefahren des Islamismus im eigenen Land, als Innenminister stand er für strenge Grenzkontrollen und eine Einbremsung des Familiennachzugs für Gastarbeiter.

Als Ressortchef für Inneres war er trotz seiner umstrittenen Ausländerpolitik populär. In seine Zeit fiel unter anderem die Aufklärung der Briefbombenattentate. Ein tiefer Einschnitt in seiner politischen Karriere war der Tod des Schubhäftlings Marcus Omofuma im Jahr 1999. Der Minister hatte damals Bundeskanzler und Parteifreund Viktor Klima sogar seinen Rücktritt angeboten.

Im März 2001 teilte Schlögl mit, der Politik auf Bundes- und Landesebene den Rücken zu kehren. Ortschef von Purkersdorf ist der 63-Jährige mit dreijähriger Unterbrechung inzwischen seit 28 Jahren. (Katharina Mittelstaedt, 31.1.2018)