Wird auch bei den Olympischen Spielen 2018 mit Dopingproben gepantscht wie einst in Sotschi?

Foto: obs/Berlinger Special AG

Köln/Lausanne – Sicherheitslücken bei den neuen Dopingkontrollbehältern machen das Internationale Olympische Komitee (IOC) kurz vor den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) "sehr besorgt". Ein Rechercheteam aus der ARD-Dopingredaktion, dem Schweizer Online-Magazin Republik, der britischen Sunday Times und dem schwedischen TV-Sender SVT deckte auf, dass Flaschen für Urinproben leicht zu öffnen, wieder zu verschließen und generell nicht fälschungssicher seien.

Das IOC forderte die Welt-Anti- Doping-Agentur (Wada) auf "sicherzustellen, dass die Dopingkontrollen in Pyeongchang in einer glaubwürdigen und verlässlichen Weise durchgeführt werden können". Die Wada und auch das Kölner Kontrolllabor bestätigten das Problem mit den als Reaktion auf den russischen Staatsdopingskandal entwickelten Sicherheitsflaschen der Schweizer Firma Berlinger. Laut dem Rechercheteam wurden die Flaschen "zersägt, kopiert und nachgebaut". Und ein Experte erklärte nach sehr genauer Prüfung: "Ich habe nicht erkennen können, was das Original und was die Fälschung ist."

Der deutsche Sportrechtsexperte Michael Lehner sprach von einem Skandal. "Das Dopingkontrollsystem ist am Ende." Laut Lehner wäre es "besser, keine Dopingkontrollen zu machen und auf die Ehrlichkeit der Athleten zu vertrauen". Diese "Notbremse" sieht der Jurist als "einzige Lösung", und nach Pyeongchang solle das IOC eine neue, perfekte Lösung vorstellen. Der Leiter des Kölner Labors, Mario Thevis, widerspricht Lehner. "Es gibt Möglichkeiten, die Integrität von Urinproben zu sichern."

So oder so sind Kundige überzeugt, dass die Zahl positiver Dopingtests bei den Winterspielen sehr klein sein wird.

Die Antwort des Herstellers

Hersteller Berlinger reagierte prompt: "Sollten sich Sicherheitslücken bestätigen, wird Berlinger zusätzliche Massnahmen zum Schutz der Proben treffen. So wird nebst anderen Optionen geprüft, an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang Doping-Behälter mit einer adaptierten Verschluss-Mechanik einzusetzen. Entsprechende Tests sind im Gang, die Ergebnisse werden transparent gemacht. Was in der Kritik an den Doping-Behältern nicht zum Ausdruck kommen kann ist, dass die Herstellerfirma Fälschungen aufgrund komplexer geschäftsgeheimer Merkmale jederzeit zweifelsfrei als solche identifizieren kann." (sid, red, jup, 30.1.2018)