Kinder sind auch oft genervt von der Mediennutzung ihrer Eltern.

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Immer früher kommen Kinder mit dem Internet in Berührung. Für Eltern bedeutet das große Verunsicherung – ab wann sollen die Kleinen surfen dürfen und wie lange? Auch die Frage nach dem ersten Handy beschäftigt die Erziehungsberechtigten immer früher. Bereits im Volksschulalter bekommen Kinder ihr erstes Mobiltelefon, wie Experten im Vorfeld des Safer Internet Days 2018 (6. Februar) betonten.

"Patentrezepte gibt es keine"

Die Initiative hat deshalb zwölf Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren gemeinsam mit den Eltern zu diesem Thema befragt. Dabei zeigte sich, dass die Medienerziehung in der digitalen Welt anspruchsvoller geworden ist, betonte Saferinternet.at-Koordinator Bernhard Jungwirth. Die Eltern wanken zwischen Kontrolle und Vertrauen. "Sie sind im Umgang mit digitale Medien verunsichert, machen sich Sorgen und sind überfordert", meinte der Experte. Eltern können aufgrund der rasend schnellen Entwicklung nicht mehr auf die Erfahrungen in der eigenen Kindheit und Jugend zurückgreifen. Und: "Patentrezepte gibt es keine", meinte Jungwirth.

Kinder sind schon interneterfahren, bevor sie über ein eigenes Gerät verfügen. "Zwischen null und zwei Jahren", kommen Kinder mit dem Internet in Berührung, sagte die pädagogische Leiterin von Saferinternet.at, Barbara Buchegger. Das erste Handy wird im Volksschulalter angeschafft, meist als Geschenk für die Erstkommunion, so Jungwirth. Kinder würden sich ausgegrenzt fühlen, wenn sie kein Mobiltelefon hätten, so "wie alle anderen", sagte der Koordinator der Initiative.

Am Handy wird hauptsächlich gespielt und YouTube-Videos werden abgerufen. Außerdem stellen Kinder teilweise Suchanfragen auf Google, machen Fotos gemacht oder nutzen das Gerät für die Kommunikation, berichtete Buchegger. Kinder haben zwar schnell die Technik heraußen, doch mit Inhalten können sie nicht umgehen, meinte die Expertin. Etwa bei YouTube-Videos wären die Kleinen mit den Inhalten überfordert. Sie würden nicht erkennen, wenn ein YouTube-Star in seinem Video Werbeformen platziert. Die Zeit, die Kinder mit dem Schauen von Kurzfilmen verbringen, haben sie meist nicht im Griff. Über problematische Inhalte und negative Erfahrung würden die Kleinen nicht sprechen, da sie es meist verdrängen oder Angst vor Konsequenzen haben, erklärte Buchegger.

Kinder genervt von Mediennutzung der Eltern

Doch Kinder sind auch genervt von der Mediennutzung der Eltern, wie die Befragung zeigte, meist dann, wenn sich die Erwachsenen nicht an Regeln halten würden. Die Kleinen beklagten zu geringe Aufmerksamkeit, wenn Eltern von der Handynutzung abgelenkt wären. Kinder mögen es auch nicht, wenn Eltern Fotos von ihnen im Netz veröffentlichen, ohne zu fragen. "Eltern, die ein 'Nein' der Kinder akzeptieren, sind eine Minderheit", sagte Buchegger. Auch seien sich Erwachsene nicht der Konsequenzen bewusst, dass die "süßen Bilder" der Kleinen in ein paar Jahren immer noch im Netz wären.

Eltern sollten sich deshalb ein Basiswissen aneignen und sich die Zeit nehmen, um mit ihren Kindern die geeigneten Inhalte auszuwählen, rät Maximilian Schubert, Generalsekretär von Internet Service Providers Austria (ISPA). Zahlreiche Workshops des Safer Internet Days würden dazu Hilfestellung geben. Regeln, die ausgemacht werden, sollten von beiden Seiten eingehalten werden. Erwachsene sollten ihre Kinder dabei unterstützen, digitale Medien produktiv und kreativ zu nutzen und sich nicht nur berieseln zu lassen. Und es muss nicht immer Internet-Surfen sein: Eltern und Kinder könnten gemeinsam Alternativen suchen und diese auch tatsächlich umsetzen. (APA, 1.2.2018)