Laut Hersteller Glorit hält der Trend zum Flachdach im Fertighaussegment weiterhin an, ebenso jener zur Fassadengestaltung mit Holz. Bei Glorit verkauft man außerdem fast jedes Haus schlüsselfertig.

Foto: Glorit

Wien – Der Wohnbau boomt, der Bau von Einfamilienhäusern stagniert aber – und das spürt auch die Fertighausindustrie, die im vergangenen Jahr nur leichte Zuwächse von 1,6 Prozent bei den Fertigstellungen verzeichnen konnte. Rund 4700 Fertighäuser wurden fertig, von insgesamt 14.890 errichteten Ein- und Zweifamilienhäusern, was einer Fertighausquote von 31,6 Prozent entspricht (2016: 31,7 Prozent).

Immer mehr wollen die höchste Ausbaustufe

Weiter im Aufwind sind schlüsselfertige Häuser, also die vollständigste Ausbaustufe eines Fertighauses, wie eine aktuelle Branchenstudie von Interconnection Consulting zeigt. Dieser "Trend zur Faulheit" der Häuslbauer, wie Interconnection-Chef Frederik Lehner es unverblümt nannte (um später dann aber etwas diplomatischer von "Convenience" zu sprechen), erhöht sowohl Margen als auch Umsätze der Fertighaushersteller; Letztere lagen 2017 kumuliert bei 779 Millionen Euro, ein Plus von 3,1 Prozent.

Lehner erwartet für 2019 und 2020 einen Anstieg der Fertighausquote auf 33 Prozent und damit eine stabile Entwicklung der Fertighausbranche bei insgesamt stagnierenden Fertigstellungen von Einfamilienhäusern. Letzteres ist für Lehner Indiz dafür, "dass der Traum vom Einfamilienhaus nicht mehr für alle Einkommensschichten leistbar ist".

Starke Quoten im Osten

Wachstum gab es 2017 aber auch für die Fertighausbranche nicht mehr in allen Bundesländern, in Tirol und Niederösterreich schrumpfte der Markt. Nach Bundesländern betrachtet ist die Fertighausquote generell sehr unterschiedlich, von mehr als 40 Prozent in Wien und Niederösterreich bis zu 20,4 Prozent in Tirol.

Marktführer in Wien ist laut Studie Glorit, in Salzburg und Oberösterreich ist es Wimberger Haus, in allen anderen Bundesländern Elk. Glorit-Marketingchef Lukas Sattlegger und Elk-Geschäftsführer Gerhard Schuller waren beim Pressegespräch anwesend, sie bestätigten den Trend zum schlüsselfertigen Haus, ebenso jenen zum Flachdach.

Siedlungsprojekte im Kommen

Und auch das Bauträgergeschäft, das Glorit ohnehin schon seit langem betreibt, wird auch bei Elk zunehmend ein Thema. Man beschäftige sich intensiv mit der Akquisition von Liegenschaften und verfolge auch bereits kleinere Siedlungsprojekte in Gemeinden rund um Wien, etwa Deutsch-Wagram, wo man demnächst zehn Doppelhäuser errichten wird. Projekte mit Größen von zehn bis 30 Wohneinheiten will man demnächst auch in Gerasdorf, Korneuburg und Mistelbach umsetzen.

Elk hat im Vorjahr knapp 1000 Häuser verkauft, wovon 820 auf die Marke Elk entfielen, der Rest auf die beiden anderen Marken der Elk-Gruppe, Hanlo und Zenker. 35 Musterhäuser hat die ELK-Gruppe derzeit in österreichischen Musterhauspark, 16 weitere in Deutschland, hauptsächlich in Süddeutschland. Dort will man künftig stärker wachsen und baut dazu gerade eine Vertriebsorganisation auf. Schwierig sind dabei die doch recht unterschiedlichen Vorstellungen der deutschen Kunden im Vergleich mit den österreichischen: In Deutschland sei das Satteldach nach wie vor stark gesucht, viel stärker als in Österreich, so Schuller. Und weil in Deutschland meist auch die Grundstücke schmäler sind, müsse man die Häuser anders planen, beispielsweise mit seitlichen Eingängen.

Musterhausparks verlieren an Bedeutung

Glorit errichtete 2017 laut Sattlegger 75 Einfamilienhäuser und weitere 65 Wohneinheiten in mehrgeschoßigen Wohnbauten, hauptsächlich in Wien und Umgebung. Der Hersteller mit Sitz in Groß-Enzersdorf war früher auch in der "Blauen Lagune" mit einem Musterhaus vertreten, die Musterhäuser seien heute aber höchstens noch für das "haptische Erleben" eines Hauses bei fortgeschrittener Kaufentscheidung wichtig, nicht mehr für den Erstkontakt mit Kunden, so Sattlegger. Glorit ist deshalb dazu übergegangen, bei größeren Projekten eine oder zwei Wohneinheiten zunächst als Musterwohneinheiten auszustatten.

Laut Lehner gibt es allerdings weiterhin manche Hersteller, die rein auf die Präsenz in Musterhausparks setzen – und oft nicht einmal E-Mails beantworten. (Martin Putschögl, 1.2.2018)