Der Heldenplatz füllt sich.

Christian Fischer

Die Veranstalter gingen von 10.000 Teilnehmern aus.

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Botschaften werden mitgebracht.

Christian Fischer

Margit und Heinz Fischer links von Doris Schmidauer und Alexander Van der Bellen.

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Ex-Bundespräsident Heinz Fischer und Hans Peter Haselsteiner.

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Tausende Menschen zündeten am Heldenplatz eine Kerze für Ute Bock an.

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Wien – Freitagabend nahmen tausende Menschen am Wiener Heldenplatz Abschied von Ute Bock. Die Flüchtlingshelferin war rund zwei Wochen zuvor nach kurzer, schwerer Krankheit im Ute-Bock-Haus in Favoriten verstorben. Das Begräbnis findet im kleinen Rahmen statt, ein Ehrengrab der Stadt Wien lehnte die Familie aus privaten Gründen ab.

DER STANDARD

Ab 17 Uhr wurden von den Organisatoren 5.000 Kerzen an die tausenden Menschen vor Ort verteilt. Viele waren nicht nur gekommen, um sich von Bock zu verabschieden, sondern auch um ein Zeichen für "Menschlichkeit" zu setzen. Denn Bock hatte "das Herz am rechten Fleck", wie eine Teilnehmerin erzählt.

Durch den Abend führte Bocks langjähriger Unterstützer, der Unternehmer Hans Peter Haselsteiner. Er übergab 2012 ein ehemaliges Lehrlingsheim in der Wiener Zohmanngasse an Bocks Verein. "Ute Bock hat in vielen Menschen ein Feuer entfacht. Sie zu verlieren ist ein großer Verlust, aber jetzt dürfen wir dieses Feuer nicht erlöschen lassen. Wir müssen ihr Lebenswerk vollenden", forderte Ariane Baron stellvertretend für die Mitarbeiter des Vereins Ute Bock: "Die Kerzen sind ein Zeichen für das Feuer, das in uns weiterbrennt."

Auch die Bewohner des Ute-Bock-Hauses bedankten bei ihrer "Mama". Bock sei zum "Gesicht" von Flüchtlingen und Ausländern geworden. Sie habe ihren Schützlingen Essen gegeben, wenn sie hungrig waren, und ein Bett, wenn sie ein Zuhause gesucht hätten: "Es ist nicht leicht, eine Familie, egal wie klein, zu haben. Aber du hast eine große, internationale Familie. Danke, dass es dich gibt."

Zwei Präsidenten sprechen für Bock

Abschied nahm auch der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer, der Bock im Oktober 2012 das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich verliehen hatte. Die Flüchtlingshelferin sei einen "geraden Weg gegangen" und habe sich "nicht behindern oder ablenken lassen", erklärte Fischer in seiner Rede. Denn Bock hätte es nicht gekonnt, "Menschen, die ihre Hilfe brauchten, wegzuschicken", so Fischer. Doch sei sie auch oft angefeindet und kritisiert worden. Fischer sagte, er habe sich selbst gefragt, woher das komme, und habe eine Antwort gefunden: Bock habe jenen, die in der Politik "Sonntagsreden" hielten, ein "schlechtes Gewissen" gemacht und ihnen den "Spiegel vors Gesicht" gehalten. "Sie haben sich geschämt", so Fischer. Denn Bock sei das Gegenteil derer gewesen, die im Bierzelt das "Maximum an Fremdenfeindlichkeit" aus den Menschen hervorlocken wollten.

Fischer zeigte sich erfreut über die vielen Menschen, die Bock und "diesem Platz Ehre machen, wie es nicht immer in der Geschichte der Fall war".

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach über Zivilcourage, Beharrlichkeit, Großherzigkeit und das Verantwortungsgefühl Bocks. "Ute Bock ist ein Symbol für die Hilfe, die wir geben können, wenn wir es nur wollen", sagte Van der Bellen, der die Flüchtlingshelferin eine "Heldin des Alltags" nannte. Ihre Hilfsbereitschaft habe "keine Schranken" gekannt. Menschlichkeit sei "der Auftrag an uns, das sind wir ihr schuldig".

Musik und Reden

Weiters sprachen Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger und der Filmemacher Houchang Allahyari, der Bock zwei Filme gewidmet hatte. Von Haselsteiner interviewt wurden der ÖVP-Nationalratsabgeordnete und ehemalige Flüchtlingskoordinator Ferdinand Maier und STANDARD-Redakteurin Irene Brickner. Insgesamt zwei Stunden harrten die Teilnehmer in der Kälte aus.

Nach Polizeiangaben fanden sich zwischen 5.000 und 6.000 Menschen am Heldenplatz ein. Neben den Rednern gab es auch Musikdarbietungen: Zum Abschluss kam Rainhard Fendrich auf die Bühne und sang unter anderem sein Lied "Schwarzoderweiss". (Oona Kroisleitner, Ayham Youssef, 2.2.2018)