Wien/Manchester – Es ist eine doppelte Premiere: Die dritte Ausgabe des Roller Derby Worldcup, der bisher immer in den USA ausgetragen wurde, findet von 1. – 4. Februar in Europa statt. Beim Wettkampf, der im englischen Manchester ausgetragen wird, ist das österreichische Nationalteam zum ersten Mal mit von der Partie.

Die Jammerin "Honey Badger" (Team Austria) beim Spiel gegen Russland.
Foto: Renate Schwarzmüller

39 Teams aus sechs Kontinenten nehmen an dem internationalen Wettkampf teil, der federführend von einem englischen Roller-Derby-Team organisiert wird. Vier Tage dauert das Spektakel insgesamt, auf vier verschiedenen Bahnen laufen die Spiele parallel ab. International gewinnt die Sportart immer mehr Beachtung: So wird das Finalspiel heuer erstmals von BBC Sport live übertragen.

Der Rollschuhsport, der seine Wurzeln in den USA hat, erfreut sich seit einigen Jahren auch in Österreich immer größerer Beliebtheit: So gibt es mittlerweile nicht nur in Wien, sondern auch in Linz, Innsbruck, Salzburg und Graz Roller Derby Teams.

In der Bildmitte: Die Blockerin "Knockout Nora" im Spiel gegen Rumänien.
Foto: Franz Reiterer

Zum Worldcup reisen jedoch nicht die einzelnen Vereine aus Österreich, sondern das Nationalteam, das sich selbst "Team Austria" nennt.

Das erst vor einem Jahr gegründete Team, das zum Großteil aus Wienerinnen besteht, trainiert seither auf den internationalen Wettkampf hin. Mit der wachsenden Popularität stieg auch die Professionalität der österreichischen Vereine.

Die österreichische Jammerin "Tornado" im Einsatz.
Foto: Renate Schwarzmüller

"Wir trainieren vier Mal die Woche", erzählt Sabine Weigl, die als Blockerin im Vienna Roller Derby Team (VRD) und im nationalen Team fährt. Die zwei bisher ausgetragenen Spiele gegen Russland (Punkte-Endstand: 79:77) und Rumänien (Endstand: 149:41) konnte man beide für sich entscheiden. Doch man bleibt bescheiden: "Unser Ziel ist, am Ende im Mittelfeld zu landen", sagt Weigl.

Durch die hierzulande noch junge Tradition des Sports hat man besonders gegenüber den etablierteren Teams, die meist aus dem englischsprachigen Raum stammen, noch einen Rückstand, was Erfahrung und Können angeht. Die Favoritinnen auf den Siegerinnentitel sind England, Neuseeland, Australien und die USA.

Jubel nach dem gewonnenen Spiel gegen Rumänien (Punkte-Endstand: 149:41).
Foto: Franz Reiterer

Finanziert hat man sich die Teilnahme am Worldcup selber, berichtet Weigl. Durch Crowdfunding, privaten Spenden und Einnahmen der – meist ausverkauften – Spiele in der Heimat konnte man der österreichischen Delegation alle Ausgaben ersetzen.

Und diese ist gar nicht so klein: Neben zwanzig Spielerinnen, die sich abwechseln, sind auch zwei Mental-Coaches, ein Bench-Coach, zwei Fotografen und eine Managerin dabei. Außerdem sind noch vierzig Fans auf eigene Kosten mitgereist. Von einem Verdienst im Sinne anderer Profi-Sportler sei man aber weit entfernt, sagt Weigl.

Links hinten im Bild mit dem blauen Pullover ist die Trainerin Hannah Wagner zu sehen. In der Bildmitte "Team Austria"-Spielerin "Bitch Buchannon", rechts ihre Kollegin "Pepper Jules".
Foto: Franz Reiterer

Beim dem Rollschuhsport treten zwei Teams auf einer ovalen Bahn gegeneinander an. Jeweils fünf Spielerinnen sind pro Team auf der Bahn, darunter sind vier Blockerinnen und eine Jammerin. Die Aufgabe letzterer ist es, den jeweiligen Konterpart zu überholen und so Punkte für das eigene Team einzuheimsen. Daran versuchen die Blockerinnen des gegnerischen Teams sie zu hindern – und das nicht zu zimperlich.

Roller Derby ist ein Vollkontaktsport, ausreichende Schutzkleidung obligatorisch. Zu mitunter harten Unfällen kommt es trotzdem regelmäßig. Ein ganzes Spiel – in der Fachsprache: ein Bout – dauert eine Stunde, aufgeteilt auf zwei Hälften zu je dreißig Minuten.

Glückliche Handshake-Runde mit den Fans nach dem gewonnenen Spiel gegen Rumänien.
Foto: Franz Reiterer

Innerhalb der zwei Hälften werden die einzelnen Runden in zweiminütige "Jams" aufgeteilt. Keine der Spielerinnen bestreitet einen vollen Bout; dazwischen werden sie immer wieder ausgewechselt. Attacken und Bodychecks gehören zwar zu jedem Spiel, doch dahinter steht ein durchaus kniffliges Regelwerk, das von der Women's Flat Track Derby Association (WFTDA) herausgegeben wird.

Um die Einhaltung der Regeln zu gewährleisten, gibt es bei jedem Spiel mehrere Schiedsrichter, die ebenfalls mit Rollschuhen ausgestattet sind. Bei Verstößen gibt es Minuten auf der Strafbank.

Gruppenfoto des "Team Austria".
Foto: Franz Reiterer

Zum größten Teil sind es Frauen, die den Sport betreiben. Oft ist die Roller Derby-Szene mit der lokalen queerfeministischen Szene vernetzt, seine Ursprünge liegen in der Riot-Grrrl und Punk-Bewegung.

Männer kommen zumeist in anderen Funktionen zum Einsatz – sei es als Schiedsrichter oder als sogenannte "Non Skating Officials", die Zeit und Punkte überwachen. Das Vienna Roller Derby Team (VRD) hat obendrauf noch eine eigene Cheerleader-Truppe, die ausschließlich aus Männern besteht und regelmäßig Shows für die Halbzeit-Pausen vorbereitet. (van, 3.2.2018)