Elisabeth Köstinger.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wenn es einem Blatt gelingt, die Nerven seiner Leserinnen und Leser bis zum Zerreißen anzuspannen, dann ist das "Österreich". Babyboom in der Regierung wurde Sonntag auf der Titelseite versprochen, was die Hoffnung auf garantiert autochthonen politischen Nachwuchs in Hülle und Fülle dramatisch anheizte. Schon hatte man Kanzler und Vizekanzler beim Windelwechseln während des Ministerrates, neidisch beäugt vom Innenminister, vor dem geistigen Auge – und dann die Enttäuschung! Handelt es sich doch um einen Babyboom, den allein Mama Köstinger bestreiten soll. Das Boombaby – so wird im Titel behauptet – wäre das 1. Regierungsbaby, was durch eine Mitteilung im Text relativiert wird: Die Politikerin wird die erst zweite heimische Ministerin, die in der Amtszeit ein Baby bekommt – erste war Justizministerin Karin Gastinger.

Egal, das singuläre Boombaby wird auf jeden Fall als Produkt politischer Umstände in die Geschichte des Boulevards eingehen, hat "Österreich" doch ausgerechnet: Baby kommt neun Monate nach der Wahl auf die Welt. Eine kleine Datums-Spielerei ,outet' übrigens ein süßes Geheimnis: Der errechnete Geburtstermin mitten im Sommer liegt ziemlich genau neun Monate nach der Nationalratswahl am 15. Oktober 2017. Man kennt das ja, im Siegestaumel kennen Menschen oft kein Halten mehr.

"Muttersegen vom Dompfarrer"

Ein spirituelles Blatt wie der "Kurier" wollte von einer kleinen Datums-Spielerei nichts wissen, sondern verließ sich auf bewährte Kräfte. Muttersegen vom Dompfarrer, trumpfte er zwei Tage später auf und meldete gleich auf Seite 1: Jägerball. Ein SocietyHöhepunkt ging Montagabend in Hofburg, Hofreitschule und Nationalbibliothek übers Parkett. Ministerin Elisabeth Köstinger (im vierten Monat schwanger) wurde von Toni Faber gesegnet.

Leider blieb das Blatt Details über das Ritual des Muttersegens schuldig. Die tanzenden Grünröcke pirschten sich diesmal über Schleichpfade in drei Hofburg-Reviere, hieß es im hinteren Teil, wobei der tanzende Grünrock Toni Faber (übrigens im Schwarzrock) der Pirsch oblag: "Da bekommt sie gleich von mir den privaten Muttersegen", so Dompfarrer Toni Faber, der mit Bischof Alois Schwarz kam, unter dessen Anleitung er einst nicht etwa den ersten privaten Muttersegen erteilte, nein, seinen ersten Hirsch erlegte.

Der Jägerball mit Muttersegner muss bei den Lesern des "Kurier" eingeschlagen haben, wiederholte er die Berichterstattung vom Ereignis doch am nächsten Tag. Schließlich galt es, auch andere Teilnehmer am Society-Höhepunkt trachtenmäßig abzubilden. Also noch einmal, Journalismus ist Wiederholung: Auch dabei: Bald-Mami, Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die ihr Baby-Bäuchlein (das Kind kommt im Juli) unter einem glänzenden Dirndl von "Hanna Trachten" versteckte. Übrigens zwar Kärntnerin, aber Nicht-Jägerin. Dompfarrer Toni Faber ward aber nur noch vermerkt unter ebenfalls auf der Ball-Pirsch gesichtet. Aber der hatte ja auch kein Baby-Bäuchlein.

"Lugner & sein Streichelzoo"

Nicht jede Frau kann sich eines privaten Muttersegens vom Dompfarrer erfreuen. Was Frauen und ihre Rolle als Kuscheltiere im Leben des Mannes betrifft, macht man der "Kronen Zeitung" nichts vor. Lugner & sein Streichelzoo war Thema beim Treffpunkt Society, aus gegebenem Anlass. Die jüngste Eroberung des Baumeisters hielt nicht einmal bis zur Vergabe eines Kosenamens, was natürlich ein Problem ist, das zum Nachforschen anregt. Dabei waren wir schon neugierig, was nach Mausi, Katzi, Spatzi & Co. denn noch kommen könnte. Um diese Neugier nicht zu befriedigen, reichte eine Doppelseite.

Aber nicht nur Betonfink Lugner hat Probleme mit den Frauen, auch Donald Trump hat so seine Sorgen, wenn man der "Krone" und dem, was uns bewegt, glauben darf. Melania Trump hätte an der Seite ihres Mannes glänzen sollen, und zwar beim Weltwirtschaftsforum in Davos, doch sie sagte die Reise kurzfristig ab – ausgerechnet am 13. Hochzeitstag des Paares. Der war aber nicht einmal Donald Trump einen Tweet wert, was viel über die Relevanz der Ehe aussagt.

Es ist aber auch nicht nett, ausgerechnet an einem 13. Hochzeitstag zu einem Weltwirtschaftsgipfel abzuhauen und die Frau unbetweetet zu Hause sitzen zu lassen. Der Gipfel hätte sich bei einigem guten Willen sicher verschieben lassen. Statt in Trumps Streichelzoo hätte Melania es mit Lugner auf dem Jägerball besser getroffen. Samt Muttersegen vom Dompfarrer! (Günter Traxler, 3.2.2018)