Trailbau ist vor allem Handarbeit. In Sölden wird sie naturnah und unter sozialen Aspekten verrichtet.

Foto: Leslie Kehmeier

Mountainbiken boomt und mit ihm der Trailbau. Das eröffnet auch Perspektiven am Arbeitsmarkt.

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Der Fahrspaß ist noch größer, wenn dahinter ein Projekt steht, das Mehrwert stiftet.

Foto: Markus Greber

Innsbruck – Die Bike Republic Sölden verfolgt im Rahmen eines der größten kommerziellen Mountainbikeprojekte Österreichs einen auf Nachhaltigkeit bedachten Zugang. Sowohl was den Trailbau angeht als auch die dabei eingesetzten Arbeitskräfte, versuchen die Verantwortlichen sozialen und ökologischen Mehrwert zu stiften. So wird der aufstrebende Sommersport neben der neuen Einnahmequelle für den Tourismus zum Sprungbrett für Flüchtlinge und Langzeitarbeitslose.

Dominik Linser ist der Mastermind hinter dem ökosozialen Trailbau Konzept im Ötztal. Er wolle mit und nicht gegen die Natur arbeiten, lautet sein Credo. Aus diesem Grund hat er zusammen mit seinem Team eigene Trailbaurichtlinien erstellt: "Das ist ein neuer Sport, und es gibt kaum Standards, an denen man sich orientieren könnte. Daher haben wir auf 40 Seiten unsere eigenen ausgearbeitet." Grundsätzlich gilt dabei, auf so wenig Maschineneinsatz wie möglich zu setzen. "Und wenn, dann arbeiten wir mit sehr kleinen Baggern, die praktisch um jeden Baum herumfahren können." So werden Rodungen vermieden.

Die Zaahe Line in Sölden. Flow und Airtime genießen, die beim Bau Mehrwert stifteten. Dieser Trail ist erfahrenen Bikern vorbehalten, da eine gewissen Grundgeschwindigkeit nötig ist, um die Sprünge sicher und sauber zu landen.
Sölden / Soelden / Solden

Der minimalistische Maschineneinsatz bedingt erhöhte Manpower. Die ist in Sölden in Form einer 20 Mann starken Handcrew auf dem Berg unterwegs. "Sofort nach dem Bau wird zum Beispiel innerhalb von 48 Stunden der Rasen wieder verbaut", erklärt Linser. So ensteht der Eindruck, die Trails seien nicht neu gebaut, sondern von jeher Teil der Landschaft gewesen. Das geht allerdings nur dank aufwendiger Handarbeit. Und genau da setzt der soziale Aspekt des Projekts an.

Die Schwierigkeit, Arbeitskräfte zu finden

"Wir tun uns sehr schwer, Leute für diese einfachen Tätigkeiten zu bekommen", beschreibt Linser die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung. Daher hat man vor drei Jahren begonnen, hier mit der Gemeinde zu kooperieren. Anfangs erhielten Asylwerber die Möglichkeit, beim Trailbau mitzuwirken. Auf freiwilliger Basis, versteht sich. Das rief jedoch Kritiker auf den Plan, die dahinter eine Ausnützung für touristische Zwecke vermuteten. Weil die rechtliche Lage unklar war, musste man auf die Dienste der Flüchtlinge verzichten.

Mehr als sechs Kilometer lang und über 130 Kurven und Anleger. Die Teäre Line sei jedem Biker ans Herz gelegt. Auch für Einsteiger ist Fahrspaß garantiert. Um den brennenden Unterarmen eine Pause zu gönnen, sind sogar eigens Rastplätze mitgeplant worden.
Sölden / Soelden / Solden

Doch mittlerweile erhalten in Kooperation mit der Gemeinde Langzeitarbeitslose die Möglichkeit, als Trailbauer wieder ins Berufsleben einzusteigen. "Wir versuchen den Leuten die Grundlagen des Trailbaus und somit einer neuen, aufstrebenden Branche zu vermitteln", erklärt Linser den Mehrwert der Mitarbeit. Dass der Bedarf an versierten Trailbauern stetig steigt, zeigt die Vielzahl an Bikeparks, die österreich- und europaweit derzeit entstehen. "Wir waren 2017 zum Beispiel die größte Trailbaustelle Europas", sagt Linser. Auch einer der anfangs mitarbeitenden Asylwerber konnte mittlerweile – da er nun einen gültigen Aufenthaltstitel hat – wieder eingestellt werden.

Auf der operativen Seite berichtet Cody Ferris-Heath, Chef der Firma Trailtech, der als Baumeister in der Bike Republic Sölden aktiv war, von durchwegs positiven Erfahrungen im multikulturellen Trailbau: "Anfangs war das für mich eine gänzlich neue Situation, aber es hat sich schnell herausgestellt, dass die Zusammenarbeit für beide Seiten befruchtend sein kann." Ferris-Heath glaubt zwar nicht, dass jemand, der bisher keinen Bezug zum Mountainbiken hatte, plötzlich zum Traildesigner wird. Aber in der Branche seien vor allem geschickte und willige Arbeiter gefragt: "Was etwa den Bau von Steinmauern oder das Wiederherstellen der Grasnarben angeht, haben bisweilen auch wir von ihnen neue Techniken gelernt." (Steffen Arora, 6.2.2018)