San Cristóbal de La Laguna –Recht rührig war zuletzt das Instituto de Astrofísica de Canarias: Ihre Durchmusterung des Milchstraßen-Halos haben die Forscher des Instituts auf den zu Spanien gehörenden Kanaren gleich in mehrere wissenschaftliche Papers umgemünzt. Unter anderem berichteten sie in "Astronomy & Astrophysics" über Reste von Zwerggalaxien, die die Milchstraße einst verschlungen hat.

Im "Astrophysical Journal" stellen die Forscher um David Aguado einen ebenfalls im Halo befindlichen Stern vor, der zu den ältesten der Milchstraße gehört. Die Arbeit beruht auf Daten, die mit dem OSIRIS-Instrument (Optical System for Imaging and low-intermediate-Resolution Integrated Spectoscopy) des Gran Telescopio Canarias auf La Palma gewonnen wurden.

Geringe Strahlkraft

Der betreffende Stern J0815+4729 ist etwa 7.500 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild des Luchses. Er hat etwa 70 Prozent der Masse der Sonne und eine um einige hundert Grad heißere Oberfläche. Trotz seines immensen Alters handelt es sich immer noch um einen Hauptreihenstern – also um einen, der sich wie unsere Sonne in einem stabilen Gleichgewicht befindet und sich noch nicht zu einem Roten Riesen aufgebläht hat.

Sein hohes Alter können die Forscher durch spektroskopische Analysen aus seiner chemischen Zusammensetzung ableiten. J0815+4729 hat nur etwa ein Millionstel des Eisen- und Kalzium-Anteils der Sonne und immerhin 15 Prozent von deren Kohlenstoffgehalt. Das liegt daran, dass er sich so früh gebildet hat: Damals standen noch wenige schwere chemische Elemente zur Verfügung.

Sprössling der Allerersten

J0815+4729 ist entstanden, als die allererste Generation von Sternen, etwa 300 Millionen Jahre nach dem Urknall, in Supernovae vergangen ist. Dabei wurde ihre kosmische Umgebung mit ersten schwereren Elementen "geimpft". Mit jeder neuen Sterngeneration hat sich die Rate an diesen Elementen seitdem erhöht, weshalb junge Sterne eine deutlich andere Zusammensetzung haben als Methusalems wie J0815+4729.

Zum Zeitpunkt der Geburt des Sterns war die Milchstraße selbst noch ein Baby: Ihre Kernregion ist bis zu 13,6 Milliarden Jahre alt, einige Sterne im Halo haben diese Zeit noch "erlebt". Ihre Scheibe hat sich laut Astronomen erst viel später herausgebildet, als die Milchstraße durch kontinuierliches Wachstum und Verschmelzen mit anderen Kleingalaxien im Lauf der Jahrmilliarden allmählich ihre heutige Form angenommen hat. (red, 11. 2. 2018)