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Wien – Senderchefs für ORF 1 und ORF 2 mit eigenen Budgets, jeweils eigenen Chefredakteuren und Programmplanern sind seit Jahren angekündigt und immer wieder vertagt. Nun könnte es doch recht schnell gehen, heißt es auf dem Küniglberg. Betriebsrat, Redakteursrat und Direktoren haben von ORF-General Alexander Wrabetz nun einen Organisationsentwurf bekommen. Zu seiner Lieblingszeit für heikle Personalfragen: in der Urlaubszeit, wenn er und viele andere relevante Kräfte weg sind.

"Heftige Streitereien"

Redakteurs- und Betriebsräte haben für solche Organisationsanweisungen ein Anhörungsrecht, sie können sie also schlimmstenfalls verzögern. Kommende Woche beraten Belegschaftsvertreter nach STANDARD-Infos den Entwurf, von dem der "Kurier" in seiner Abendausgabe berichtete. Betriebsräte berichten von "heftigen Streitereien" über den Entwurf.

Dabei findet der neuerlich eine originelle Konstruktion findet, wohl um gewohnte ORF-Betriebsratsbereiche nicht durcheinander zu bringen: Die Channel Manager sind der bisherigen Fernsehdirektion zugeordnet und nur disziplinär und bei Dissens entscheidet der ORF-Generaldirektor. Das stand im Wesentlichen schon im Entwurf zur Organisationsanweisung von Anfang 2017, der bei den TV-Redakteuren auf heftige Kritik stieß.

Im Mai 2017 vertagte Wrabetz die Channel Manager nach die Nationalratswahl (und nach die Regierungsbildung). Die TV-Information unterstellter er sich aber per Rundmail gleich.

Programmdirektorin mit unklarer Rolle

Die neue Organisationsanweisung macht aus der bisherigen Fernsehdirektorin (Kathrin Zechner) gleich zum Einstieg eine "Programmdirektorin" – mit etwas unklarer Rolle. Der Programmdirektorin bleiben die Hauptabteilungen des ORF-Fernsehens zugeordnet – von Serie/Film in Produktion und Kauf über Show und Sport bis Religion, Wissenschaft.

Aber: Die Channel Manager von ORF 1 und ORF 2 bekommen jeweils eigene Budgets für ihr Programm zugeordnet (sonst bräuchte man sie wohl eher nicht), mit dem sie Programm bei den Hauptabteilungen ordern können. Was sie ordern, sollen sie im Wesentlichen in den jährlichen "Leistungsauftrag" festlegen – laut Entwurf in Abstimmung mit Generaldirektor, Programmdirektor und Finanzdirektor.

Die Channel Manager, auch das ist spätestens seit dem 2017-er Entwurf bekannt, sollen jeweils eigene Chefredakteure und eigene Programmplaner bekommen. Der Großteil der TV-Information arbeitet nach bisherigen Sendeplätzen für ORF 2; die Information auf ORF 1 soll aber deutlich aufgestockt werden – eine intensiv diskutierte tägliche ausführliche Info-"Show" auf ORF 1 soll sich wie berichtet zunächst mittwochs im zweiten Hauptabend nach 21 Uhr warmlaufen. Thema bei der Channel Struktur war auch eine zentrale Nachrichtenredaktion – für deren Leitung war etwa der bisherige TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher im Gespräch.

+++ Update: Nach STANDARD-Infos ist die Infoshow auf ORF 1 nun doch schon als tägliches Format intern in Auftrag gegebenmehr dazu hier. +++

Namedropping

Als Channel Managerin von ORF 1 gesetzt gilt die als bürgerlich eingeordnete ORF-1-Infochefin Lisa Totzauer seit einer kleinen Ewigkeit. Als Chefredakteur oder Channel Manager von ORF 2 wird auch schon eine lange Weile TV-Innenpolitikchef Hans Bürger gehandelt. Sein Stellvertreter Wolfgang Geier wird ebenfalls für Führungsaufgaben genannt – etwa auch den "Report" – für den endet die Bewerbungsfrist am Mittwoch. Ebenso Matthias Schrom ("ZiB"-Innenpolitik)*. Der "Kurier" brachte zuletzt "Guten Morgen Österreich"-Entwickler und "Seitenblicke"-Redaktionschef Alexander Hofer ins Spiel für das Channel Management von ORF 2.

Klärung in Woche 7 und 8

Der Generaldirektor ließ mit dem Entwurf wissen, dass er die Anhörungen von Betriebs- und Redakteursrat gerne in Woche 7 und 8 – also zwischen 12. Februar und 26. Februar hinter sich bringen will. Ab Mitte März tagen wieder die ORF-Stiftungsräte, dann schon mit türkis-blauer Mehrheit. (fid, 7.2.2018)