Linux am Laptop soll künftig von Haus aus weniger Strom verbrauchen.

Grafik: Linux

In den vergangenen Jahren hat sich der Linux-Support auf aktuellen Laptops deutlich verbessert. Viele aktuelle Geräte arbeiten mittlerweile problemlos mit dem freien Betriebssystem zusammen, manche Hersteller bieten sogar Varianten ihrer Geräte mit vorinstalliertem Linux an. Und doch gibt es auch noch Bereiche, in denen die Linux-Welt der Konkurrenz hinterherhinkt. Ein solcher ist der Stromverbrauch, unter Linux betriebene Laptops verbrauchen üblicherweise – zumindest von Haus aus – mehr Strom als wenn sie mit Windows laufen – nun soll dieser Unterschied aber minimiert werden.

Akkuoffensive

Red-Hat-Entwickler Hans de Goede arbeitet derzeit daran den Stromverbrauch von Linux-Laptops zu reduzieren. In einem Vortrag auf der freien Softwarekonferenz FOSDEM lieferte er dabei einen aktuellen Stand der Entwicklung – und dieser liefert einen durchaus positiven Ausblick, aber auch einige weniger erfreuliche Details.

Bereits mit dem kommenden Fedora 28 sollen zahlreiche bisher optionale Akkuoptimierungen von Haus aus aktiviert werden, betont de Goede. Und zwar mit durchaus relevanten Konsequenzen: Auf einem Thinkpad 440 sei der Stromverbrauch ohne aktiver Belastung des Systems von 7,9 auf 5,6 Watt zurückgegangen. Dies entspricht einer Reduktion von 30 Prozent, was sich umgekehrt direkt in einer erheblich längeren Akkulaufzeit bemerkbar macht.

Default

De Goede betont dabei, dass er das Rad nicht neu erfunden hat. Allerdings sei er viele bisher schon bekannte Optimierungstricks durchgegangen, und habe sich angesehen, welche davon von Haus aus aktiviert werden können. Dabei geht es unter anderem darum, bei aktuellen Intel-Prozessoren tiefere Ruhezustände zu nutzen, die bisher aus Stabilitätsgründen vermieden wurden. Auch USB Bluetooth Autosuspend, SATA Link Power Management oder der automatische Schlafmodus für Intel HDA (Audio) werden nun genutzt.

Grafik: Red Hat / Fedora

Bekannte Probleme mit all diesen Techniken sollen über die Nutzung von Blacklists umgangen werden, mittels derer problematische Hardware von einzelnen Maßnahmen ausgenommen wird. Das dabei entstandene Wissen soll wie gewohnt mit anderen Distributionen geteilt werden.

Fehlerhafte Hardware

Gleichzeitig betont der Entwickler, wie frustrierend es generell ist, dass man sich überhaupt solcher Umwege bedienen muss. Immerhin bedeutet all dies immer, dass der Hardwarehersteller einen Fehler gemacht hat. Besonders schlimm sei dies bei einer anderen Optimierungsmaßnahme, dem Panel Self Refresh (PSR): DIeses ist eigentlich bei aktuellen Displays dazu gedacht, dass der Bildschirm nicht laufend aktualisiert werden muss, wenn sich gerade nichts ändert, was rund ein weiteres halbes Watt einspart. Das Problem dabei: Kaum ein Hersteller implementiert dies fehlerfrei. Entsprechend müsse man hier einen anderen Weg beschreiten, und einzelne, bekannt problemlose Geräte für diese Optimierung via Whitelist freischalten.

Die Probleme mit PSR sind übrigens keineswegs auf Linux beschränkt. So habe Lenovo erst vor kurzem mittels BIOS-Update einfach diese Funktion bei einzelnen Laptops generell deaktiviert. Der Grund dafür: Die Optimierung hatte zu einem Flickern des Displays geführt. Dass mit der Deaktivierung ein höherer Stromverbrauch einhergeht, habe man freilich nicht erwähnt, streicht de Goede hervor.

Basis

Ganz generell sei noch einmal betont, dass das meiste von diesen Optimierungen schon jetzt über Tools wie TLP oder Powertop manuell vornehmbar ist – zum Teil aber eben mit negativen Konsequenzen für die Systemstabilität. Mit der fixen Integration soll nun sichergestellt werden, dass all das von Haus aus verfügbar ist – und zwar nur jene Optimierungen, die keine negativen Nebeneffekte haben. (Andreas Proschofsky, 7.2.2018)