Die "Kronen Zeitung" über den Geburtstag einer "Institution".

Foto: Faksimile/Kronen Zeitung

Wien – "Kronen Zeitung"-Kolumnist Michael Jeannée ist 75 Jahre alt. Diesen "Halbrunden" feierte er mit einer illustren Schar, ist der "Kronen Zeitung" am Mittwoch zu entnehmen: Von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) abwärts machte ihm demnach die Prominenz "für sein journalistisches Tagwerk in seiner täglichen Kolumne die Aufwartung", schrieb die Zeitung.

Kurz und der neue Wiener SPÖ-Chef Michael Ludwig würdigten Jeannée dabei laut "Krone" als "kritischen Journalisten". Zwar lese man als Politiker bei ihm nicht immer, was einem gefalle. "Manchmal lacht man, manchmal klatscht man, und manchmal ärgert man sich – das gehört doch dazu", zitiert die Zeitung Kurz und Ludwig "unisono".

Liebeshymnen

Dass die Würdigung keine einseitige ist, demonstriert Jeannée seit Wochen mit seinen Kurz-Huldigungen. Bereits im Oktober 2017 titulierte er ihn als "Polit-Mozart", am 19. Jänner schrieb er anlässlich des Kurz-Besuchs in Deutschland: "Lieber Bundeskanzler, schön langsam werden Sie mir unheimlich, Sebastian Kurz. Und: Mir ist unheimlich wohl dabei." Und: "Wir sind politisch wieder in, mischen mit, werden ernst genommen, man hört uns Dank Ihnen."

Bei der Geburtstagsfeier bezeichnete der frühere ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll den lang gedienten Kolumnisten laut "Krone" als "eine Institution": "Ich ziehe meinen Hut, weil er dem Journalismus und der Kronen Zeitung im Speziellen guttut."

Presserat rügte Jeannée mehrmals

So unumstritten ist Jeannée indes nicht immer. Mehrmals wurde die "Krone" für Kolumnen aus seiner Feder vom Presserat verurteilt, dessen Schiedsgerichtsbarkeit die Zeitung freilich bisher nicht anerkannt hat. Jeannée selbst ging darauf auch immer wieder in seinen Texten ein. Ihm sei der Presserat "komplett wurscht", schrieb er 2014, 2013 adressierte er eines seiner "Post"-Stücke gar direkt an den Presserat. Jeannée bezeichnete etwa junge Männer, die einer Straftat verdächtigt wurden, als "elendes, niederträchtiges Pack" und "Dreckskerle". Der EU-Abgeordnete der SPÖ, Eugen Freund, und Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek waren für ihn "Polit-Furunkel".

Weitere Gratulanten bei der Feier im Wiener Innenstadt-Lokal "Oswald & Kalb" waren laut "Krone-Adabei" unter anderem der frühere Staatsopernchef Ioan Holender, Frank Stronach oder Manager Veit Schalle. Wohl nicht geladen war dagegen "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner. Er und der nunmehrige Jubilar hatten sich 2017 einen harten öffentlichen Schlagabtausch geliefert. Die Causa landete vor Gericht, Jeannée klagte "Österreich" und Fellner. Nach dem vorerst letzten Verhandlungstermin im Dezember stand ein Vergleich im Raum. Juristische Auseinandersetzungen lieferte sich Jeannée zuvor etwa bereits mit dem Rapper Sido und Heinz Patzelt, dem Genealsekretär von Amnesty International. (APA, red, 7.2.2018)