Die Autobahnmaut in Österreich kann seit heuer auch online bezahlt werden. Das WWW ist aber zu groß für den Webshop der Asfinag, die digitale Vignette gibt es nur in Europa.

Foto: Asfinag / fotowerk aichner

Wien – "Wenn Weltkonzerne so denken würden, wären sie keine solchen!" Peter E. ist, auf gut Wienerisch, ang'fressen. Grund: Weil er sich momentan außerhalb von Europa befindet, kann er die digitale Autobahnvignette für Österreich nicht online bestellen.

Noch während eines mehrwöchigen Aufenthaltes in Asien wollte der webaffine Weltbürger das neueste Angebot des Autobahnbetreibers Asfinag nutzen, um gleich nach seiner Rückkehr nach Österreich auf der Autobahn heimdüsen zu können. Aber im Webshop der Asfinag machte ihm bei der Bestellung ein Geoblocker einen Strich durch die Rechnung.

Vorsichtsmaßnahme

Die Asfinag bestätigt auf Anfrage des STANDARD, dass das digitale Autobahnpickerl nur innerhalb des EU- und EWR-Raumes sowie in der Schweiz online eingekauft werden kann. Die Beschränkung habe hauptsächlich rechtliche Gründe: "Gibt es im Zuge der Geschäftsabwicklung Reklamationen oder Beschwerden, ist das jeweilige Land, in dem der Kunde bestellt, auch der Gerichtsstandort", heißt es bei der Asfinag.

Im Extremfall müsste man also Prozesse in Ländern mit völlig anderen Rechtsordnungen als in der EU führen. Geoblocking schließe das aus, es handle sich also um eine Vorsichtsmaßnahme – und keine Schikane. Das Problem des Herrn E. sei bekannt, aber sehr selten. Bisher habe es nur vier ähnliche Anfragen bei der Asfinag gegeben. Man müsse aber um Verständnis für die rechtliche Absicherung bitten.

Onlinehilfe

Mangelnde Hilfsbereitschaft kann man den heimischen Mautwächtern nicht vorwerfen. Im Helpchat wurde Herrn E. freundlich empfohlen, dass doch ein Bekannter oder Verwandter, der sich in Österreich aufhalte, das digitale Pickerl für ihn bestellen solle. Gute Idee.

Also klickte sich E.s Bruder daheim durch den Asfinag-Shop und gab als Referenz-E-Mail-Adresse die von Herr E. an. Durch die Bestätigung einer dann zugesandten E-Mail kann das Geschäft nämlich erst abgeschlossen werden. Herr E. klickte also im fernen Ausland auf den erhaltenen Link – und wurde mit einer Zeitüberschreitungsfehlermeldung wieder rausgeworfen. Denn das Asfinag-System erkannte wieder seinen Serverstandort und blockte.

EU verbietet Geoblocking

Die neuen Anti-Geoblocking-Regeln der EU, die vor kurzem in Straßburg für das Onlineshopping beschlossen wurden und noch heuer in Kraft treten sollen, betreffen den Asfinag-Webshop nicht. Es kann ohnehin jeder User in Europa eine Vignette bestellen, und der Preis ist überall gleich.

Ein 14-tägiges Rücktrittsrecht gilt für alle Onlineeinkäufe. Weil die Asfinag für einen möglichen Rücktritt per Brief zusätzlich mehrere Tage einkalkuliert, wird die digitale Vignette erst am 18. Tag nach dem Kauf gültig.

Peter E. hat mit dem Thema digitale Autobahnvignette für heuer abgeschlossen: "Jetzt heißt's eben wieder analog kratzen und kleben." (Michael Simoner, 9.2.2018)