Wien – Plattformen, Allianzen, Schulterschlüsse – darüber wird in der medienpolitischen Debatte derzeit gerne geredet, wenn die FPÖ nicht gerade die Abschaffung der ORF-"Zwangsgebühren" fordert. Auch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz stößt in dieses Horn. Im Interview mit dem "Horizont" (erscheint am Freitag) skizziert er gleich sechs "Allianzen" zum Wohle der gesamten Medienbranche.

Der ORF möge sich als "Partner" auch der Privatsender positionieren und als eine Art "Schuhlöffel" für Private fungieren, hatte der frisch gebackene Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) dem Küniglberg in seinem Antrittsinterview mit der APA und im STANDARD-Interview ausgerichtet. Wrabetz regiert auf den aktuellen medienpolitischen Zeitgeist mit "konkret sechs Allianzen": Etwa die momentan allerorten ventilierte im Bereich Online-Vermarktung, eine Log-in-Allianz, eine "Streaming-Allianz" zur Förderung österreichischer Inhalte, Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Content und für 5G.

"Roadmap" steht

All das, um "Beiträge zu leisten, die den Medienstandort Österreich erneuern und nachhaltig stärken", sagt Wrabetz dem "Horizont". Ausgearbeitet wurde das bei der jüngsten Klausur im ORF, auch eine "Roadmap" gebe es bereits. "Wir sind der Treiber des österreichischen Medienmarkts und haben eine Verantwortung für die Weiterentwicklung des Medienstandorts." Deswegen habe der ORF auch kein Problem damit, "andere zu unterstützten", sagt der Generaldirektor, im Gegenteil: "Dann hat man automatisch selber was davon." Und die "Zeit ist reif" für eine gemeinsame Vorgangsweise: "Wir sind in Österreich ein Zwergerlverein und werden nur gehört werden, wenn wir uns zusammentun."

Spekulationen über die zukünftige Ausgestaltung und Besetzung der ORF-Chefetage hält Wrabetz für verfrüht. "Man wird sehen, wie und wann der Gesetzgeber das genau formuliert." Außerdem gelte ohnehin: "ORF-Bestellungen entscheiden sich zumeist in der letzten Nacht und nicht ein bis zwei Jahre vor einer Entscheidung."

Sollte der Stiftungsrat im März den "Plan B" für den ORF-Standort in Wien-Hietzing beschließen, könne man mit dem Projekt sogar "schneller fertig werden", nämlich "im Idealfall bis 2021", sagte Wrabetz noch. Die Alternative sieht die Nutzung bestehender "Kubaturen" vor, "dann kann FM4 in das Baugebäude Zwei ziehen". Den zweisprachigen Sender werde der ORF "weiterentwickeln, aber sicher nicht aufgeben", meinte er in Hinblick auf die jüngsten Einstellungsgerüchte. (APA, 8.2.2018)