Wien/Reichenau – Lange Jahre lag der Thalhof in Reichenau/Rax regungslos im Dornröschenschlaf. Heuer wird er zum bereits vierten Mal seit 2015 als frisch herausgeputzter Mustergutshof kulturell zum Brummen und Blühen gebracht. Regisseurin Anna Maria Krassnigg überführt ihre intensive Beschäftigung mit der Prosadichterin Marie von Ebner-Eschenbach in ein neues Stadium.

Unter dem bis nach Triest weiterhallenden Motto "Avanti Marie!" steht nicht nur die Wiederaufnahme von Am Ende eines kleines Dorfes auf dem Theaterzettel (ab 15. Juli). Nach glücklicher Absolvierung eines Sommerballs und der Abhaltung von Gesprächsforen (u. a. mit dem Kulturwissenschafter Wolfgang Müller-Funk) ist für 2. August eine Doppelpremiere im Thalhof anberaumt. Die italienische Dichterin Anna Poloni steuert einen zeitgenössischen Einakter bei (Tiefer als der Tag). Ebner-Eschenbachs meisterliche Novelle Maslans Frau erzählt eine Achill-Penthesilea-Paraphrase auf dem Lande.

"Wienfenster" statt Salon5

Eine weitere Echowirkung wird ab 9. August angestrebt. Auf die Dramatisierung von Ebner-Eschenbachs Das tägliche Leben folgt ein Kriminaldrama der jungen Theodora Bauer (Am Vorabend). Szenisch-musikalische Huldigungen an den Genius loci (Raxleuchten II) runden das Programm ebenso ab wie die Präsentation eines Dokumentarfilms der Journalistin Koschka Hetzer-Molden (Frauen in Weiß über die Brahma Kumaris in Indien, 15. August).

Tatsächlich weckt die budgetär erforderlich gewordene Liquidierung von Krassniggs Salon5 (ehemals in Rudolfsheim-Fünfhaus beheimatet) neue synergetische Fantasien. Ab Herbst wird Krassnigg ersatzweise das "Thalhof Wienfenster" aufstoßen. Geplant sind installative Themenoffensiven zum "Grillparzer-Zimmer im Rathaus" und andere Denkbilder. Als Kooperationspartner will Krassnigg das Wien-Museum gewonnen haben. (poh, 8.2.2018)