Ab März gibt es im Musikinstitut Doremi Paarunterricht – für Menschen mit unterschiedlichen finanziellen Backgrounds, darunter auch Geflüchtete. Die Lehrer kommen ebenfalls aus verschiedenen Ländern und lehren teilweise Instrumente aus ihrer Heimat.

Foto: Alexander Gotter

Musik ist eine Sprache, die verbindet und jeder versteht – ganz ohne Wertekurse oder B1-Niveau, egal wie alt man ist und woher man kommt. Dass mit "Open Piano for Refugees" bereits seit einiger Zeit ein Integrationsprojekt die Kraft der Musik nützt, darf daher nicht verwundern. Seit gut einem Jahr stellt der gleichnamige Verein Klaviere an öffentlichen Plätzen zur Verfügung. Motto: Jeder, der Lust hat, kann spielen, jeder, der Lust hat, kann zuhören. Und Lust hatten viele Menschen – an 23 Standorten in Österreich, Deutschland und der Schweiz haben die musikalischen Begegnungen bisher stattgefunden, etwa 200 Pianisten und 2000 Besucher sind es dann jeweils. Immer wieder gibt es dabei auch Konzerte mit geflüchteten und heimischen Musikern.

Nun tut der gemeinnützige Verein den nächsten Schritt: Mit "Doremi" wird ein soziales Musikinstitut gegründet, wo auch Menschen mit finanziell und sozial schwierigem Hintergrund die Möglichkeit bekommen sollen, ein Instrument zu erlernen – und zwar gemeinsam mit den Einkommensstärkeren im Paarunterricht.

Start Anfang März

Das Konzept dahinter: Pay as much as you can – so können mehr oder weniger als zwölf Euro pro Musikstunde bezahlt werden. "Unsere Vision ist, dass Musikunterricht leistbarer wird und wir dabei auch nachhaltig Integration fördern. Das Musikinstrument wird quasi zum Integrationsinstrument", sagt Nico Schwendinger, einer der Initiatoren des Vereins.

Es gehe allerdings nicht darum, andere Musikinstitute oder Musikschulen unter Druck zu setzen oder zu behaupten, deren Preise seien nicht angemessen.

Start ist Anfang März, und es haben sich bereits sowohl interessierte Schüler wie auch Lehrer – aus Österreich, Deutschland, Afghanistan, Syrien und Nigeria – angemeldet. Auf dem Programm sollen Klavier, Gitarre, Block- und Querflöte, Pop- & Jazzgesang, orientalischer Gesang, orientalische Percussion, Oud und Saz stehen.

Crowdfunding läuft

"Der Unterricht soll ein Umfeld schaffen, in dem mit Freude musiziert wird, wo das Selbstwertgefühl gestärkt wird und ein respektvolles Miteinander herrscht", sagt Schwendinger. Da die Unterrichtssprache Deutsch ist, könnten nebenbei und auf spielerische Art und Weise auch noch Sprachkenntnisse verbessert werden, und für den einen oder anderen könne sich durch den Unterricht ja auch eine Jobmöglichkeit ergeben, meint Schwendinger.

Konkretes Ziel von Doremi ist es, dieses Jahr 70 Schülerinnen und Schüler zu unterrichten. Der Verein ist dafür großteils auf Spenden angewiesen, weswegen aktuell auch eine große Crowdfunding-Kampagne für das Musikinstitut läuft. Konkret geht es um 9000 Euro, die für die Raummiete und die Leihinstrumente für die Schüler eingesetzt werden sollen. Einen wichtigen Kooperationspartner konnte der Verein in der Klaviergalerie aus dem siebten Bezirk finden, die nicht nur die Räumlichkeiten für die Musikkurse zur Verfügung stellt, sondern auch die Flügel für die "Open Pianos".

Viel Leidenschaft

Die Pianos werden auch weiterhin an verschiedensten öffentlichen Plätzen zu finden und zu bespielen sein. Zum Beispiel beim "Wir sind Wien" -Festival im Mai, wenn 23 Tage lang ein Flügel jeweils in einem anderen Bezirk zu finden sein wird und der öffentliche Raum mit Musik belebt wird.

"Klar mussten wir schon Rückschläge hinnehmen, aber uns verbindet im Verein einfach die Leidenschaft für soziales Engagement und die Musik", sagt Schwendinger, der als Teilzeitlehrer arbeitet, um genug Zeit und Energie für "Open Piano" zu haben – ganz ähnlich wie seine beiden Kollegen, die mit ihm hauptsächlich für die Betreuung des Vereins zuständig sind. (Lara Hagen, 8.2.2018)