Birgit Hofreiter hilft Spin-offs auf die Sprünge

Foto: TU Wien

Wien – Es ist eine Bildsuchmaschine der etwas anderen Art: Radiologen markieren auf ihrer Aufnahme eines Patienten den Bereich, der von Interesse ist. Die Technologie des Wiener Start-ups Contextflow durchsucht daraufhin dank Methoden des maschinellen Lernens Millionen medizinischer Bilder, Befunde und Referenztexte, um ähnliche Fälle zu finden. Damit soll schnell und einfach Material zur Verfügung gestellt werden, das Ärzten bei ihren Diagnosen hilft.

Contextflow ist ein Wiener Start-up, das seine ersten Schritte mit Hilfe des Innovation Incubation Center I2C der TU Wien macht. Von Studienangeboten, Mentoring und Projektbegleitung bis hin zu Treffen mit Investoren, potenziellen Partnern und Branchengrößen: Die Einrichtung bietet vielfältige Möglichkeiten der Weiterbildung, Beratung und Förderung, die Studierende und Wissenschafter auf dem Weg zu "Sciencepreneurs", also wichtigen Bindegliedern zwischen der akademischen und der Wirtschaftswelt, unterstützen sollen.

Das I2C ist eng mit einem Namen verbunden: Birgit Hofreiter. Die promovierte Wirtschaftsinformatikerin kam nach einer Schrödinger-Fellowship des Wissenschaftsfonds FWF in Sidney und weiteren Stationen in Singapur und Liechtenstein 2012 zurück an ihren Studienort Wien, um auf Initiative von Hannes Werthner, dem Dekan der Fakultät für Informatik, das damalige Informatics Innovation Center der TU Wien und alle damit verbundenen Leistungen zu entwickeln.

Angefangen hat alles mit einem Ergänzungsstudium für Innovation, das externe Experten, Mentoren und Gastprofessoren versammelt, um maßgeschneiderte Fähigkeiten für angehende Unternehmer und Innovationsmanager zu vermitteln. Parallel dazu wurde mit der "Start Academy" ein Programm entwickelt, das junge Wissenschafter bei der Verwertung von Forschungsergebnissen unterstützen soll.

Dritter Karriereweg

"Uns war wichtig, Forschern und Studierenden neben dem akademischen Weg und der Arbeit in Großunternehmen einen dritten Karriereweg als Gründer eröffnen zu können", resümiert die I2C-Leiterin. Die damit verbundene Öffnung zur Start-up-Szene war für die traditionsreiche Universität durchaus herausfordernd. Eine anfängliche Skepsis sei der Überzeugung gewichen, dass die TU von einer solchen Öffnung profitiert, blickt Hofreiter zurück. "Natürlich muss und soll nicht jeder Unternehmer werden. Wir brauchen Wissenschafter, die frei von Vorgaben forschen. Beides zu haben ist kein Widerspruch."

Die Angebote, die Hofreiter für die Informatik aufgebaut hatte, wurden 2015 überfakultär ausgerollt. Das I2C wurde zum "Innovation Incubation Center" und zum universitätsweiten Kompetenzzentrum, das Ausgründungen von der Erfindung bis zur Umsetzung der Geschäftsfälle begleitet. Im Unigebäude in der Wiener Floragasse entstand zudem ein Coworking-Space, in dem "inkubierte" Start-ups an ihren Projekten feilen können. Gründer von acht Unternehmensprojekten arbeiten zurzeit hier.

Mit der Erweiterung des Gründerzentrums sind wesentliche Zukunftspläne Hofreiters verbunden: Hier soll im Rahmen eines Innovationscampus viel zusätzlicher Platz für Start-ups entstehen, inklusive Laborplätzen für Gründer, die etwa aus der Chemie oder den Materialwissenschaften kommen. "Es soll ein Ökosystem werden, in dem Gründer Erfahrungen weitergeben und sich gegenseitig helfen", betont Hofreiter, die zurzeit an der Finanzierung des Projekts arbeitet. "Ich möchte einen Begegnungsraum schaffen, der die interdisziplinäre Kultur im Haus fördert."

Interdisziplinarität hört natürlich nicht vor der Universitätstür auf. Neben internationaler Vernetzung versucht man auch darauf zu achten, dass sich in Wien die richtigen Leute kennenlernen: Im Rahmen der "Joint Forces"-Veranstaltungsreihe kooperiert das I2C mit dem Gründerzentrum der WU Wien, um monatlich – einmal hier, einmal dort – Ideen zu präsentieren und den Austausch zwischen Technikern und Wirtschaftern zu fördern. (Alois Pumhösel, 11.2.2018)